Die Vuvuzelas schweigen

Südafrika unter Schock: Nach der 0:3-Niederlage gegen Uruguay

  • Lars Reinefeld und Bernhard Krieger, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach der Niederlage gegen Uruguay herrscht im Land der WM-Gastgeber Enttäuschung. Kaum jemand in der Regenbogennation glaubt noch an ein Weiterkommen. Der Party am Kap droht das Aus. Nicht einmal mehr die Vuvuzelas dröhnten am Mittwoch durch die Straßen.

In der Nacht, in der die Vuvuzelas verstummten, zerbrach in Südafrika der Traum von einer erfolgreichen WM. Aus der landesweiten Party wurde nach dem 0:3 gegen Uruguay ausgerechnet am Nationalfeiertag ein Trauermarsch. Der »Bafana Bafana« droht als erstem WM-Gastgeber das Vorrunden-Aus. »Herzzerreißend«, titelte die »Times« am Donnerstag, »Der Traum Bafanas ist nun auf des Messers Schneide«, schrieb der »Star«.

»Wenn wir ausscheiden, ist das für uns und für unsere Landsleute ein Desaster«, glaubt Spielmacher Steven Pienaar. Im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich stehe sein Team nun vor »einem richtigen Pokalfinale«, meinte der England-Legionär vom FC Everton. Schon jetzt sind sie nach zwei Spieltagen der schlechteste WM-Ausrichter der Geschichte – ohne Sieg, ohne Chance und (fast) ohne Hoffnung.

Woher ein Wunder kommen könnte, weiß in der Regenbogennation niemand. Entsetzt traten die Fans am Mittwoch den Heimweg an. Chancenlos war das Team von Carlos Alberto Parreira vor 42 658 Zuschauern im Loftus Versfeld Stadion von Pretoria gegen die abgezockten »Urus«. Der couragierte Auftritt beim 1:1 gegen Mexiko erwies sich als Strohfeuer. Als die Spieler nach 95 demütigenden Minuten das Feld verließen, war die Arena in der Hauptstadt nur noch zu einem Drittel gefüllt.

Mit Gesängen hatten sich die Südafrikaner im Kabinengang auf das Spiel eingestimmt, ihren Rhythmus fanden sie während der 90 Minuten nie. Parreiras Taktik mit Katlego Mphela als einziger Spitze ging nicht auf, die heftige Schiedsrichter-Kritik des 67 Jahre alten Brasilianers wirkte wie ein Ausdruck seiner Hilflosigkeit.

Vor dem Alles-Oder-Nichts-Spiel gegen Frankreich will noch niemand aufgeben. »Natürlich sind wir nicht in einer guten Position, aber ich gebe die Hoffnung absolut noch nicht auf«, sagte Kapitän Aaron Mokoena leise. Der glücklose Abwehrchef und seine Mitspieler verließen mit traurigen Augen den Ort der Ernüchterung, die »Urus« feierten den ersten WM-Sieg seit fast 20 Jahren. »Das war ein großer Schritt für uns in Richtung Achtelfinale«, meinte Doppel-Torschütze Diego Forlán. Die Worte des Stürmerstars waren gut zu verstehen, von den Vuvuzelas ging an diesem Abend keine Gefahr mehr aus.

Südafrika: Khune - Gaxa, Masilela, Khumalo, Mokoena - Letsholonyane (57. Moriri), Dikgacoi, Pienaar (79. Josephs), Modise, Tshabalala - Mphela.

Uruguay: Muslera - Lugano, Godin, Fucile (71. Alvaro Fernandez), Alvaro Pereira - Maxi Pereira, Perez (90. Gargano), Arevalo, Cavani (89. Sebastian Fernandez) - Forlan, Suarez.

Tore: 0:1 Forlan (24.), 0:2 Forlan (79., Foulelfmeter), 0:3 Alvaro Pereira (90.+5). Rot: Khune (76. Notbremse). Schiedsrichter: Busacca (Schweiz). Zuschauer: 42 658.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal