Der Vermittler

Pierre Laurent / Der 52-Jährige steht seit Sonntag an der Spitze der KP Frankreichs

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.

Nachdem er am Sonntag auf dem 35. Parteitag der FKP zum neuen Parteivorsitzenden der französischen Kommunisten gewählt wurde, stimmte der immerhin schon 52-jährige Pierre Laurent das Lied der Jungen Garde an. Damit wollte er wohl demonstrieren, dass jetzt eine neue und jüngere Generation das Ruder in der Partei übernimmt, die nicht nur mit einem Schwund ihrer Mitglieder, sondern auch mit deren stetig steigendem Alter zu kämpfen hat.

Als »reines Produkt des kommunistischen Apparats« wurde Pierre Laurent unlängst von der Zeitung »Le Monde« charakterisiert. Tatsächlich war schon sein Vater Paul Laurent Politbüromitglied. Pierre Laurent wurde mit 16 Jahren Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, wo er bald in die Führung aufstieg. Während des Ökonomiestudiums wurde er Sekretär der Pariser Föderation des Kommunistischen Studentenverbandes UEC. 1985 begann Pierre Laurent als Wirtschaftsredakteur bei der KP-Zeitung »L’Humanité«, deren Chefredakteur er 1999 wurde. Im Jahre 2000 wurde er auf dem 30. Parteitag in den Nationalrat, das »Parteiparlament«, gewählt. Als Marie-George Buffet 2001 Parteivorsitzende wurde, machte sie Laurent bald zu ihrem wichtigsten Berater. Von ihm stammte das Grundsatzpapier, das 2009 auf dem 34. Parteitag angenommen wurde. Folgerichtig hatte ihn der Parteitag auf Vorschlag der Vorsitzenden zum »Koordinator der Partei« gewählt. Diese Funktion wurde eigens für ihn erfunden.

Praktisch war Laurent von diesem Tag an designierter Nachfolger der sichtlich amtsmüden Buffet. Seine ruhige und bescheidene Art, sein unauffälliges Äußeres und seine sanfte Sprache unterscheiden sich stark vom Stil früherer KP-Vorsitzender. Diese Zurückhaltung, die ihm bei seinem Aufstieg in der Partei geholfen hat, wird er jetzt brauchen, um die verschiedenen und oft gegensätzlichen Strömungen innerhalb der Partei zu Kompromissen zu bewegen, sie zusammenzuhalten und ihren weiteren Abstieg oder gar Zerfall abzuwenden. Er sei »nicht charismatisch, aber zuverlässig«, sagt einer, der Pierre Laurent aus der Parteiarbeit kennt. Damit dürfte er der Mann der Stunde sein, denn die FKP braucht heute keinen Volksredner, sondern einen Schadensbegrenzer.

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