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Drei Millionen mehr für Olympia 2018: Bewerber aus München sind optimistisch

  • Klaus Bergmann, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Drei Millionen Euro mehr, strahlende Politiker – nur Willy Bogner war nach dem olympischen Krisengipfel in München das Lächeln vergangen. Ausgerechnet der Verlierer muss die deutsche Bewerbung um die Winterspiele 2018 zum Gewinner machen. Nach der lautstarken Forderung nach größerer finanzieller Unterstützung, dem Ruf nach Steuergeldern und einer indirekten Rücktrittsdrohung in einem Brandbrief gab sich der Geschäftsführer nach den einmütigen Beschlüssen der Olympia-Gesellschafter ungewohnt kleinlaut: »Die Bedenken, die wir hatten, sind ausgeräumt«, erklärte Bogner – und an Rücktritt denke er ganz und gar nicht: »Das war nie der Fall.«

Nach der vorläufigen Rettung des bayerischen Wintermärchentraums ist für Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) »das Gewitter vorbei«. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wähnt die Bewerber sogar wieder »auf der Sonnenseite«. Und Oberolympier Thomas Bach berichtete von »großem Einvernehmen, großer Geschlossenheit und großem Optimismus«, der die Macher verbinde.

Im Dreikampf mit dem großen Rivalen Pyeongchang (Südkorea) und dem krassen Außenseiter Annecy (Frankreich) wurde das Bewerbungsbudget um drei auf 33 Millionen Euro aufgestockt. Steuergelder sollen auch weiterhin nicht fließen, weitere Sponsoren seien »in der Pipeline«, versicherte Seehofer. Sechs nationale Förderer gibt es bislang, 22 Millionen Euro sind gesichert. Bogner hatte jedoch 37 Millionen Euro angestrebt. »Wir schauen jetzt, wo wir die vier Millionen einsparen können«, sagte der 68 Jahre alte Modeschöpfer, der »eine anständige Bewerbung« für möglich hält. Seehofer korrigierte Bogner, er erwartet »eine erstklassige«.

Eine »engere Verzahnung« mit der Bewerbungsgesellschaft beschlossen die fünf Gesellschafter, der Deutsche Olympische Sportbund (51 Prozent), München (30), der Freistaat Bayern (9), Garmisch-Partenkirchen (8) und der Landkreis Berchtesgadener Land (2). Sie stellen Bogner aus ihren Häusern drei Koordinatoren quasi als Aufpasser an die Seite. Der Prokurist Jürgen Bühl wurde zum stellvertretenden Geschäftsführer ernannt. »Wir können mit neuem Schwung in die nächsten Runden gehen«, so Seehofer.

Der Zeitdruck für Bogner & Co. nimmt zu, »es pressiert«, gestand der Geschäftsführer. Bis zum 11. Januar 2011 muss das Bewerbungsbuch beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingereicht werden. Am 6. Juli 2011 entscheidet die IOC-Vollversammlung im südafrikanischen Durban über den übernächsten Schauplatz olympischer Winterspiele. Beim Enthusiasmus im Lande für Olympia sieht man noch Nachholbedarf. Seehofer will darum auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nochmals bitten, »an den nationalen Rang der Aufgabe zu denken«.

Größte Hürde neben finanziellen Engpässen bleibt der sogenannte Bauernaufstand in Garmisch, dem alternativlosen Zentrum für die Skiwettbewerbe. Etliche Grundstückseigentümer stellen sich quer, benötigte Flächen – gerade auch für das Olympische Dorf – über mehrere Jahre zur Verfügung zu stellen. »Die ersten Verträge flattern ins Haus«, berichtete Garmischs Bürgermeister Thomas Schmid zwar. Aber er verhehlte auch nicht den Druck, unter dem gerade er steht: »Das ist eine Riesenaufgabe, die wir schaffen müssen.« Er baute vor. Dass nicht jeder Grundstückseigentümer mitmachen würde, habe man »von vorn herein« gesehen. »Aus meiner Sicht wird die Bewerbung nicht scheitern. Wir sind guten Mutes«, sagte Schmid tapfer.

Der einstige Weltklasseskifahrer Christian Neureuther, der in Garmisch-Partenkirchen lebt, sprach als Insider von »Fehlern«, die im Umgang mit den Betroffenen gemacht worden seien. Die Bauern seien durch den Umgang mit ihnen »natürlich aggressiv« geworden, beklagte Neureuther im Bayerischen Rundfunk: »Ich würde mit meinem Grundstück ja auch sehr sensibel umgehen.« Der hochgeschaukelte Streit sei beklagenswert, und Neureuther stellte fest: »Das ist alles etwas, was einen Olympia-Freund wie mich sehr traurig macht.«

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