Verbrannte Erde

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Alvaro Uribe tut alles, um seinem Nachfolger verbrannte Erde zu hinterlassen. In drei Wochen übergibt er das Präsidentenamt Kolumbiens an seinen Wunschnachfolger Juan Manuel Santos, da ihm selbst durch das Verfassungsgericht der Weg in eine dritte Amtszeit verbaut wurde. Während Santos Venezuelas Präsident Hugo Chávez zu seiner Amtseinführung einlud, um das seit Jahren angespannte Verhältnis zu entkrampfen, setzte Uribe zum Störfeuer nach bekanntem Muster an: Wieder einmal unterstellte er Venezuela, der kolumbianischen FARC-Guerilla bereitwillig als Rückzugsbasis zu dienen.

Noch 2007 hatte Chávez offiziell für Uribe mit der FARC über Geiselfreilassungen verhandelt, dann entzog Uribe ihm das Mandat und aus der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Links- und dem Rechtsaußen der lateinamerikanischen Präsidentengilde entwickelte sich eine eskalierende Feindschaft bis hin zu Kriegswarnungen seitens Chávez.

Klar sein dürfte, dass sich Venezuela bei einem kolumbianischen Militärschlag wie in Ecuador 2008 nicht nur mit diplomatischem Noten zu Wehr setzen wird. Die Frage ist, wie weit Uribe mit seinen Provokationen vor seinem Abgang noch geht. Unter seiner Ägide wurde Kolumbien zum zentralen Statthalter US-amerikanischer Interessen im Hinterhof ausgebaut. Lateinamerika über Grenzkonflikte zu destabilisieren, um die eigene Hegemonie zu sichern, ist ein Muster der US-Politik, wie es in den 80er Jahren in Mittelamerika vorexerziert wurde. Der Fall Honduras 2009 hat gezeigt, dass die Obama-Administration im Kern den alten Politikmustern folgt. Anlass zur Entwarnung gibt das nicht.

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