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Dirk Stettner: Der Trump von Pankow
Marten Brehmer über die Methode Dirk Stettner
Ist man auf den Gängen des Berliner Abgeordentenhauses ganz leise, erzählen sich die Parlamentarier, kann man in der Ferne Dirk Stettner reden hören. Im Wochentakt versorgt der CDU-Fraktionschef die Öffentlichkeit mit neuen Hot Takes, deren Halbwertszeit sich in einem ähnlichen Rahmen bewegt. Oder erinnern Sie sich noch an den »Iron Dome«, den er im Sommerloch zur Raketenabwehr um Berlin errichten wollte?
Die neueste Ausgeburt Stettners offenbar lebendiger Fantasie: Drehkreuze an U-Bahneingängen. »Wir glauben, dass es für die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Stadt gut wäre, wenn wir das U-Bahnsystem durch Zugangskontrollen sicherer machen«, sagte er dem »Tagesspiegel«. Typisch Stettner, zielt sein Tritt nach unten: Obdachlose und Drogenabhängige sollen so von den Bahnsteigen vertrieben werden. Die Kosten von 400 Millionen Euro sollen durch höhere Ticketpreise finanziert werden – als wären die nicht schon hoch genug.
Wie so häufig bei Stettners Geistesblitzen offenbaren schon zwei Minuten wenig intensiven Nachdenkens Lücken im Plan: Was ist etwa mit Fahrstühlen, die von der Straße direkt aufs Gleis führen? Und welchen Sinn soll ein leicht überspringbares Drehkreuz haben, wenn es kein Personal gibt, das es überwacht?
Doch die Realität steht nicht im Fokus von Stettners Denken. Ihm geht es in trumpesker Manier darum, mit ressentimentgeladenen Hirngespinsten vom Versagen des schwarz-roten Senats abzulenken. »Flood the zone with shit«, nannte das ein Wahlkampfstratege des US-Präsidenten einmal. Die Hauptstadtpresse fällt bereitwillig darauf herein und wird so zum Steigbügelhalter seiner kaum verdeckten Karriereambitionen. Allein der »Tagesspiegel« veröffentlichte seit Montag mindestens fünf Artikel zur Drehkreuz-Nebelkerze, der RBB zeigte mehrere Beiträge, selbst die »Taz« war sich nicht zu schade, über das Stöckchen zu springen. Zumindest »nd« wird weiter lieber über die wahren Probleme dieser Stadt und der BVG schreiben, statt sich der Hetze gegen Arme anzuschließen.
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