Schwarzarbeit ans Tageslicht gebracht
Untersuchung zeigt, dass 80 Prozent aller Dänen zur Schwarzarbeit bereit sind
Die Zahlen sind alarmierend – Schwarzarbeit boomt. Einige Experten hatten aber gleich das vorhersehbare Rezept an der Hand, wie dem Unwesen, das der Staatskasse geschätzte zehn Milliarden Steuerkronen jährlich entzieht, beizukommen wäre: Niedrigere Steuersätze müssten her. Geht man aber tiefer in die Details, wird klar, dass Schwarzarbeit im Sinne der Steuerbehörde eine aus dem täglichen Leben nicht wegzudenkende Größe ist. Wenn ein Kollege oder Bruder bei Hausreparaturen hilft oder die Nachbarstochter auf das Kind aufpasst und dafür Taschengeld bekommt, müsste das eigentlich schon gemeldet werden.
Die Studie zeigt auch, dass viele steuerpflichtige Aktivitäten gar nicht erst begonnen werden würden, falls eine Steuerangabe gemacht werden müsste. Steuerminister Kristian Jensen kündigte zwar eine Informationskampagne darüber an, welche ökonomischen Folgen Schwarzarbeit für die Gesellschaft hat, wies aber auch den Gedanken zurück, kleinlich jede Übertretung verfolgen zu wollen. Zur ministeriellen Gelassenheit trug ebenfalls bei, dass eine klare Mehrheit es ablehnt, dass das Haupteinkommen beispielsweise eines Handwerkers aus systematischer Steuerhinterziehung kommen sollte. Ebenso lehnen die Dänen es ab, wenn Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger systematisch schwarz arbeiten und gleichzeitig staatliche Unterstützung beziehen.
Wenig überraschend war, dass Schwarzarbeit am meisten in Hausständen mit höheren Einkommen ausgeführt wird, denn hier werden häusliche Tätigkeiten häufiger an Dienstleister vergeben als in Durchschnittsfamilien. Die gute Nachricht für die Ausführenden von Schwarzarbeit ist, dass ihr Stundenlohn schneller gestiegen ist als die offiziellen Einkommen. Auf Grund der Krise sind diese in den meisten Branchen entweder gleich geblieben oder sogar gesunken. Auch die Gehälter im öffentlichen Dienst werden wohl demnächst dem Trend des privaten Arbeitsmarktes folgen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.