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Tyson Gay hängt Superstar Usain Bolt ab

Beim Diamond-League-Meeting in Stockholm endet das 100-m-Duell 9,84:9,97 s für den Amerikaner

  • Sebastian Stiekel (dpa),
  • Lesedauer: 4 Min.

Stockholm

Es war der Knalleffekt der bisherigen Leichtathletiksaison: Jamaikas Superstar Usain Bolt verlor nach über zwei Jahren mal wieder ein Rennen. Sein Rivale Tyson Gay (USA) hängte ihn beim Diamond-League-Meeting in Stockholm – der elften von 14 Veranstaltungen der Premiumklasse – über 100 Meter regelrecht ab und sieht darin einen Dienst an der ganzen Sportart.

Der scheinbar übermenschliche Bolt ist doch noch schlagbar. In seinem Sieg gegen den Jamaikaner sieht US-Sprinter Tyson Gay nicht nur einen persönlichen Triumph, sondern auch einen Erfolg für die ganze Leichtathletik. »Das war sehr wichtig für die Fans und für den Sport«, sagte Gay, nachdem er den Weltmeister, Olympiasieger und Weltrekordler regelrecht abgehängt hatte. Der Amerikaner kam nach 9,84 s ins Ziel, Bolt erst 13/100 später (9,97). Dritter wurde Richard Thompson aus Trinidad (10,10).

Zuletzt hatte der 23-jährige Bolt am 22. Juli 2008 ebenfalls in Stockholm gegen seinen Landsmann Asafa Powell verloren. Der Ex-Weltrekordler Powell musste das Rennen am Freitag wegen einer Verletzung absagen. Für Gay, den Weltmeister von 2007, war es der erste Sieg über 100 Meter gegen den als nahezu unschlagbar geltenden Bolt. Dafür kassierte er ein Preisgeld von 10 000 Dollar. Bislang hatte er Bolt lediglich über 200 Meter besiegt. 2009 in Berlin hatte Bolt seinem Konkurrenten den WM-Titel abgenommen und mit 9,58 s seinen eigenen Weltrekord verbessert. Vor dem Meeting in Stockholm hatte er dem Internetportal spox.com noch gesagt: »Mein großes Ziel ist es, ungeschlagen zu bleiben. Ich will einfach nur immer weiter gewinnen.«

Der Diamond League gibt der Ausgang des Rennens von Stockholm einen neuen Schub. Nun schaut jeder auf das Finale der neuen Serie am 27. August in Brüssel, wo die Revanche zwischen Bolt und Gay stattfinden soll. Beim Meeting in Zürich (19. August) laufen sie nur mit ihren Sprintstaffeln gegenein-ander.

Bislang waren sich Bolt und Gay – teils gewollt, teils aus Verletzungsgründen – aus dem Weg gegangen. Nach seiner Schlappe von Stockholm geht es um die Frage: Schlägt Bolt noch einmal zurück?

»Ich bin nicht unbesiegbar. Das hat sich heute gezeigt«, reagierte Bolt auf seine Niederlage. »An einem schlechten Tag kannst du immer geschlagen werden, und das war heute so ein Tag für mich. Ich bin nur froh, dass das in einem Jahr passierte, in dem keine Meisterschaft ansteht.« In der schwedischen Hauptstadt kamen zwei Dinge zusammen: Bolt hängt immer noch die 42-tägige Zwangspause nach, die er von Ende Mai bis Anfang Juli wegen einer Entzündung an der Achillessehne einlegen musste. »Ich war bereit, ich war konzentriert, aber Tyson war deutlich besser vorbereitet als ich«, meinte er.

Gay wiederum kommt wie schon im vergangenen Jahr in der zweiten Saisonhälfte immer besser in Form. 2009 war er im WM-Finale zunächst noch chancenlos gewesen gegen seinen Rivalen. Im September lief der Weltmeister von 2007 dann in Shanghai mit 9,69 s die zweitbeste 100-m-Zeit der Leichtathletik-Geschichte. Der 28- Jährige war »wirklich sehr glücklich über den Sieg«. Aber er hatte auch schnell erkannt: »Usain war nicht in seiner besten Form. Ich freue mich schon darauf, gegen sie zu laufen, wenn er und Asafa in der Verfassung für 9,6er-Zeiten sind.« In Brüssel, spätestens aber bei den WM 2011 in Daegu soll das wieder der Fall sein.

Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (Leverkusen) und Speerwerfer Matthias de Zordo (Saarbrücken) bestätigten in Stockholm ihre eine Woche alten EM-Erfolge weitgehend. Silbermedaillengewinnerin Spiegelburg wurde mit 4,61 m wie schon in Barcelona Zweite hinter der Russin Swetlana Feofanowa. Die Europameisterin übersprang als Einzige 4,71 m. Kristina Gadschiew (Zweibrücken) belegte mit 4,51 m Platz vier. Die EM-Dritte Lisa Ryzih (Ludwigshafen) als Neunte (4,41) und Carolin Hingst (Mainz) als Elfte (4,21) enttäuschten dagegen.

Auch der EM-Zweite de Zordo schaffte es erneut aufs Treppchen. Als Speerwurf-Dritter mit 82,05 m musste er sich nur dem finnischen Ex-Weltmeister Tero Pitkämäki (84,41) sowie Norwegens Olympiasieger Andreas Thorkildsen (83,63) geschlagen geben. Thorkildsen hatte in Barcelona den Titel vor de Zordo gewonnen.

Fünf Tage nach ihrem EM-Sieg gewann Hochspringerin Blanka Vlasic (Kroatien) im Dauerduell dieser Saison erneut gegen Chaunte Howard-Lowe (USA). Vlasic übersprang 2,02 m, die Amerikanerin 2,00 m. Dritte wurde Vizeeuropameisterin Emma Green (Schweden) mit 1,94 m. Die EM-Dritte Ariane Friedrich (Frankfurt) war nicht am Start.

Über 400 m schlug Tatjana Firowa (Russland) nach ihrem EM-Sieg mit 50,46 s auch die versammelte Weltelite. Hinter ihr folgten die Weltjahresbeste Debbie Dunn (USA/50,59) und Vizeweltmeisterin Shericka Williams (Jamai ka/50,71). Resultate Seite 19

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