Ballerina als Spionin zweier Herrn

Britischer Geheimdienst MI 5 gab Geheimakten aus Kriegszeiten frei

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Der britische Geheimdienst MI 5 hat bisher geheim eingestufte Dokumente veröffentlicht, die Einblicke in die Agentenjagd der 30er, 40er und 50er Jahren geben. Man fürchtete sich vor einem Drehbuchautoren (als Kommunist) ebenso wie vor einer Ballerina (als Nazi-Spionin).

Bevor »Casino Royale« 2006 als 21. James-Bond-Abenteuer in die Kinos kam, gab es 1967 eine gleichnamige Satire auf den Agentenstoff von Ian Fleming. Sieben Regisseure und ein Staraufgebot von Schauspielern – David Niven, Peter Sellers, Ursula Andress, Orson Welles, Deborah Kerr, Jean-Paul Belmondo, Peter O’Toole und Woody Allen – bemühte sich, dem mit Gags gespickten Drehbuch gerecht zu werden. An dem hat ein Mann mitgeschrieben, der zwischen 1944 und 1958 in Großbritannien vom Inlandsgeheimdienst MI 5 überwacht worden ist: Cyril Wolf Mankowitz.

Mankowitz und seine Ehefrau Ann Margaret standen im Verdacht, als Studenten von Cambridge dem Kommunismus verfallen zu sein. Also versuchten die geheimen Beamten, mit Hilfe von Informanten mehr über das Paar herauszufinden. Beobachtung reiht sich an Bericht. Dazwischen heftete man Zeitungsausschnitte ab. Anfang Januar 1945 bemühte sich ein Polizeisergeant aus Newcastle per Schreibmaschine um den Schutz der Heimat. Doch auch er konnte nur in Erfahrung bringen, dass Mankowitz mit Freunden marxistische Theorien diskutierte. Nichts Spionagehaftes war bei der leichten Infanterie ihrer Majestät zu holen, zu der sich Mankowitz freiwillig gemeldet hatte. Mal abgesehen davon, dass Mankowitz' Vater Russe war.

Trotzdem ließ der MI 5 nicht locker. 1951 warnte er die BBC vor dem freien Autoren, der für das dritte Programm arbeitete. Natürlich beobachtete man auch, wer ins sowjetische Konsulat ging. Und siehe da, am 18. Oktober 1955 um 10.34 Uhr – und an manch anderem Tag – identifizierte man einen der Besucher als Wolf Mankowitz.

Die jetzt freigegebenen Akten geben auch einen Einblick in die Arbeit des MI 5 zur Abwehr deutscher Agenten. Die wohl schönste Nazi-Agentin gegen Großbritannien hieß Marina Lee, wahlweise auch Marina Goubonina, Luise Lohmann oder Logmann. Sie soll Ballerina gewesen sein und mehrere Sprachen beherrscht haben. Wie einst Kollegin Mata Hari hat sie es angeblich auf sehr reizvolle Weise verstanden, sich bei Geheimnisträgern einzuschmeicheln und so wertvolle Informationen zu sammeln. Für Hitler und Stalin gleichermaßen. Die Niederlage der Briten in Norwegen im Jahr 1940 soll auch mit ihr zu tun haben.

Angeblich ist Lee in St. Petersburg geboren worden und mit ihren Eltern vor den Bolschewiki geflüchtet. Sie heiratete einen Norweger. Später soll sie nach Spanien gezogen sein. 1947 wurden Polizei und Grenzüberwachung angewiesen, sofort den MI 5 zu informieren, sollte Lee nach Großbritannien einreisen. Doch so eine Nachricht findet sich nicht in den Akten, die 1960 geschlossen wurden.

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