MOSEKUNDS MONTAG

SEELSORGE

Herr Mosekund entdeckte auf einer Parkbark einen Bekannten, der reglos, glückselig und zugleich etwas blöd in die Natur glotzte. »Geht es Ihnen gut?« fragte Herr Mosekund leicht besorgt. »Ausgezeichnet sogar«, antwortete der Bekannte, »ich lasse gerade meine Seele baumeln. Wunderbar!« – »Oh«, sagte Herr Mosekund mit sofort erwachendem Interesse, »was muss man da tun?« – »Es ist ganz einfach«, erwiderte der Bekannte, »Sie sitzen nur da, tun nichts und – besonders wichtig – denken an nichts.« Das lohnt einen Versuch, sagte sich Herr Mosekund wagemutig. Er hatte sich allerdings kaum gesetzt, als er schon spürte, wie sich die Gedanken kreuz und quer durch seinen Kopf wälzten. Er mühte sich, ihnen zu entfliehen, auszuweichen, sich vor ihnen zu verstecken. Aber sie lauerten überall. Es war eine Tortur. Nach einigen verzweifelten Minuten sprang Herr Mosekund auf, eilte nach Hause und entspannte sich bei Kants »Kritik der reinen Vernunft«.
Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal