Mogelpartie

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn sich große Fußballnationen in Länderspielen duellieren, wissen alle Beteiligten, was und wer auf dem Rasen auf sie zukommt. Die Argentinier um Trickser Messi, die Spanier um Dribbler Xavi oder die ivorischen Elefanten um Knipser Drogba kennt schließlich jeder. Treffen sich aber zwei weniger namhafte Teams zum Vergleich, kann es schon vorkommen, dass selbst die Kicker von ihren Gegenspielern nichts wissen.

In einem Freundschaftsspiel ist das nicht weiter schlimm – dachten sich wohl auch die Nationalspieler Bahrains, als sie am Dienstag vergangener Woche das Auswahlteam von Togo zu Gast hatten. Nach 90 Minuten im Stadion von Manama freuten sie sich naturgemäß lieber über den überraschend klaren 3:0-Erfolg, als sich damit zu beschäftigen, wen sie nach dem Abpfiff auf die Heimreise nach Afrika verabschiedeten.

Umso überraschender kam nun die Nachricht, dass gar kein Nationalspieler Togos in Manama war. »Die Spieler, die an diesem Match teilgenommen haben, waren nicht echt. Wir haben kein Team nach Bahrain geschickt«, offenbarte der Interimspräsident des togoischen Fußballverbandes, Seiyi Memene. Man wisse nichts von einem vereinbarten Testspiel, die Partie hätte nicht stattfinden dürfen. Togos Sportminister Christophe Tchao will nun untersuchen, wer die Trikots mit den Landesfarben überstreifte und wie es überhaupt zu der Verabredung kam.

Warum sich der bahrainische Verband so wenig mit dem Gegner und seiner Aufstellung beschäftigte und warum man sich in Togo nicht über das Auftauchen des eigenen Namens in den Länderspielterminen wunderte, wird wohl offen bleiben. Fest steht nur, dass das Mogelspiel sich in den Fußballanekdoten verewigen und einer abgedroschenen Floskel eine ganz neue Bedeutung geben könnte: »Ich habe die Mannschaft nicht wiedererkannt«, könnte als Ausrede für Niederlagen wieder beliebter werden.

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