Die Nicht-Auswanderer

Eine Wandlung vom Saulus zum Paulus ist es sicher nicht, die der Energieriese Vattenfall mit seiner »strategischen Neuausrichtung« jetzt vollzieht. Aber ein einfaches »Weiter so« konnte sich die Führung des schwedischen Staatskonzerns nicht länger leisten. Die Öffentlichkeit in der Heimat war bestürzt, als sie – auch dank der Proteste brandenburgischer Umweltschützer – von der Janusköpfigkeit »ihres« Unternehmens erfuhr: zu Hause ein Versorger mit Saubermann-Image und ordentlicher CO2-Bilanz, im Ausland ein großer Geschäftemacher mit der schmutzigen Kohle. Auch die Regierung übte Druck auf Vattenfall aus, zumal die Supergewinne zuletzt deutlich weniger sprudelten.

Natürlich konnte Konzernchef Løseth die Forderungen des Eigentümers nicht ignorieren, doch eine echte Kehrtwende in Richtung einer Erneuerbaren-Zukunft vollzieht er auch nicht. Das Nicht-Auswandern aus Deutschland ist ein Stück Starrsinn gegenüber der Einmischung der Politik, gepaart mit dem Gespür dafür, wo richtig »Kohle« zu machen ist: Geradezu paradiesisch sind hier die politischen Rahmenbedingungen dank willfähriger Bundes- und Landesregierungen – siehe die Verlängerung der Laufzeiten für Pannen-AKW, das neue Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg und natürlich den noch lukrativen Braunkohleabbau vor allem in Brandenburg. Kein Wunder, dass man hier der europäischen Konkurrenz nicht so einfach das Feld der fossilen Energie überlassen will.

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