Jeder Zehnte arbeitet mehr als 48 Stunden
Überlange Arbeitszeiten vielerorts Normalität
Wiesbaden (dpa/ND). Knapp jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland arbeitet nach eigener Einschätzung mehr als 48 Stunden in der Woche. Das geht aus einer am Dienstag vorgestellten Studie des Statistischen Bundesamtes hervor. Vor allem männliche Führungskräfte und Selbstständige gaben häufig überlange Arbeitszeiten an.
Rund 3,8 Millionen Menschen (9,9 Prozent der Beschäftigten) arbeiteten demnach 2009 wöchentlich mehr als 48 Stunden, der gesetzlichen Obergrenze nach dem Arbeitszeitgesetz. 1,7 Millionen oder 4,3 Prozent rackerten sogar 60 Stunden und mehr. Die durchschnittlich genannte Wochenarbeitszeit von Voll- und Teilzeitbeschäftigten betrug 35,8 Stunden, so die Statistiker.
Frauen in Führungspositionen kamen offenbar besser mit ihrem Zeitbudget zurecht als ihre männlichen Kollegen: Während fast die Hälfte der Männer von Arbeitszeiten jenseits der 48-Stunden-Grenze berichtete, war es unter den weiblichen Chefs nur ein Viertel. Frauen arbeiteten mit einem Anteil von 4,2 Prozent auch in der Gesamtheit deutlich seltener überlang als die Männer (14,8 Prozent).
Ansonsten erfuhren die Statistiker bei der Arbeitskräfteerhebung Erwartbares: Akademiker arbeiten länger als Hilfsarbeitskräfte, und Selbstständige berichten ebenfalls von stärkerer zeitlicher Inanspruchnahme als Arbeitnehmer. Fast jeder zweite Firmeninhaber oder Freiberufler (47,4 Prozent) berichtete von Arbeitszeiten jenseits der 48 Stunden, bei Angestellten waren es nur 5,3 Prozent.
Die Selbstständigen haben damit nach eigenen Angaben auch später Feierabend und kürzere Wochenenden. Etwa die Hälfte von ihnen arbeitete regelmäßig auch in der Zeit zwischen 18 und 23 Uhr. Bei den Arbeitnehmern waren es nur 24 Prozent.
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