Sieg in sechs Minuten

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Jedes Land hatte angeblich sechs Minuten Zeit, um seine Positionen zur neuen NATO-Strategie darzulegen. Und kurze Reden sind nicht das, was den deutschen Außenminister auszeichnet. Umso überraschender ist, dass Guido Westerwelle anschließend einen Sieg vermeldete. Irgendwie soll die NATO irgendwann das Fernziel einer atomaren Abrüstung ins Auge fassen. Klasse, auch wenn die US-Atombomben nicht aus Deutschland verschwinden und obwohl der Raketenschirm, der eher eine neue Runde des internationalen militärischen Technologiekrieges auslösen als dass er wirkliche Sicherheit schaffen wird, nun von Deutschland begrüßt wird – anders als noch vor ein paar Jahren.

Alles ändert sich. Inzwischen kann Westerwelle sogar kurze Reden halten. Und man kann die Wahrheit aussprechen. Man kann den Krieg in Afghanistan unbehelligt Krieg nennen. Westerwelles Ministerkollege zu Guttenberg kann von neuen Herausforderungen sprechen, denen sich NATO und Bundeswehr stellen müssten – unter anderem wegen notwendiger Energiesicherheit. Guttenberg will dies »offen und klar kommunizieren«. Dass er das ohne öffentlichen Aufruhr kann, verdankt er Ex-Bundespräsident Horst Köhler. Von notwendiger Sicherung von Handelswegen hatte der gesprochen und damit sein politisches Ende eingeleitet. Ein echter Vorreiter, denn er hatte für die entsprechende Passage seines Interviews schon damals nicht mehr als sechs Minuten gebraucht.

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