»Da ist noch mehr Musike drin«

Deutsche Turner holen Mannschaftsbronze bei der Weltmeisterschaft

  • Frank Thomas, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit einer Disco-Tour durch Rotterdam feierten drei der deutschen Turn-Helden ihr Sensations-Bronze – der Rest des Erfolgsteams bemühte sich um den Fokus für die nächsten Finals. »Mir macht das weniger. Jetzt kommt das Reckfinale und dann geht die Post erst richtig ab«, meinte Fabian Hambüchen nach der großen Show der deutschen Mannschaft am Donnerstagabend in der Ahoy-Arena. »Da kann ich dann gleich in meinen Geburtstag hineinfeiern. Aber vorher muss ich mich erst noch selbst beschenken«, fügte er hinzu.

Mit einem fantastischen Team-Wettkampf hatten die deutschen Männer bei den Weltmeisterschaften die schier übermächtige Konkurrenz aus China und Japan das Fürchten gelehrt und bis zum vierten Gerät geführt. Erst ihre technische Klasse an Barren und Reck ließ die Asiaten noch vorbeiziehen. Es gab aber noch nie solch knappe Rückstände – 1,2 Punkte auf Japan, 3,7 Zähler auf China.

»Das war einfach nur ein Traum. Obergeil, Kompliment an das ganze Team«, krächzte Philipp Boy nach den lautstarken Freudentänzen leicht heiser. Bronze wie vor drei Jahren in Stuttgart war erst die zweite WM-Teammedaille für den Deutschen Turnerbund, nach den acht Medaillen der DDR (einmal Silber 1989 und sieben Bronze) die zehnte für deutsche Turner in der WM-Geschichte überhaupt.

»Unglaublich, wenn man bedenkt, dass ja mit Marcel Nguyen der deutsche Meister gefehlt hat. Eine fantastische Arbeit des Trainerteams, eine solche Mannschaft zu formen, die sich bei 18 Übungen keinen einzigen Patzer leistet«, lobte DTB-Präsident Rainer Brechtken. »In diesem Team ist noch viel mehr Musike drin.« Sein uneingeschränktes Lob galt Philipp Boy, der sich immer mehr aus dem Schatten von Fabian Hambüchen herauskämpft und mit 91,366 Punkten erneut einen Fabel-Mehrkampf turnte. »Man sieht uns einfach an: Wir haben Spaß am Turnen und schaukeln uns gegenseitig immer wieder hoch«, meinte der 23-jährige Lausitzer.

Selbst Pechvogel Matthias Fahrig, der seine Finalziele an Sprung und Boden verpasste, fährt zufrieden heim. »Der Wahnsinn. Ich bin so glücklich, dass ich diese Medaille jetzt umhängen habe und nicht mit leeren Händen nach Hause komme«, meinte der Hallenser über sein erstes WM-Edelmetall.

Wie verbissen kämpften alle an einem Strang, doch statt Krampf brachten sie viel Leichtigkeit an die Geräte. »Man hat gesehen, dass die Truppe gut vorbereitet war. Dabei hat sich bewährt, dass wir das gesamte Training in Kienbaum auf die Abendstunden abgezielt haben«, so Cheftrainer Andreas Hirsch. Wie er Thomas Taranu und Sebastian Krimmer in das Team integrierte, ihnen vertraute, wenn es nicht optimal lief, machte Hirsch zum Vater des Erfolgs. Mit Altmeister Eugen Spiridonov holte er einen Turner ins Team, der nach Olympia eigentlich aufhören wollte und nun zur wertvollen Stütze wurde.

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