Preiskampf fordert neues Opfer

Auch in diesem Herbst unterbieten sich Autoversicherer gegenseitig

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Preiskampf unter den Autoversicherern hat ein neues Opfer gefunden: Der Kfz-Direktversicherer Admiral Direkt zieht sich nach Medienberichten vom deutschen Markt zurück. Erst kürzlich hatte die niederländische International Insurance Corporation ihre deutschen Angebote eingestellt.

Admiral Direkt Deutschland gehört zur Admiral Group plc., dem drittgrößten Kfz-Versicherer Großbritanniens. Die Briten vertrieben hierzulande Autoversicherungen via Internet und berieten über ein Callcenter. Seit 2007 mischt die Assekuranz im deutschen Kfz-Versicherungsgeschäft mit. Das Unternehmen ging mit »fairen Preisen« und einer »individuellen Tarifierung« auf Kundenfang. Anscheinend mit wenig Erfolg. Laut »Financial Times Deutschland« gab es für das Geschäftsjahr 2009 eine Prämieneinnahmen-Kosten-Quote von 238 Prozent – jedem eingenommenen Beitragseuro standen somit Ausgaben von 2,38 Euro gegenüber. Nun will die Admiral-Gruppe offenbar die Reißleine ziehen und sucht Käufer für ihr Deutschlandgeschäft mit rund 30 000 Verträgen im Bestand.

Die Admiral widerspricht den Meldungen nur halbherzig. Man prüfe »derzeit die verschiedenen Optionen für den deutschen Markt«. Der Geschäftsbetrieb laufe aber unverändert weiter.

Der deutsche Markt gilt als besonders schwierig. So sinken seit Jahren die Beitragseinnahmen: Zahlten bundesdeutsche Autofahrer 2004 noch über 22,5 Milliarden Euro in die Versicherungskassen ein, waren es 2009 gerade noch 20,1 Milliarden. Dabei sanken nicht allein die Prämieneinnahmen, es stieg auch die Zahl der versicherten Fahrzeuge um mehr als zwei Millionen Stück. Im Ergebnis sanken die durchschnittlichen Prämieneinnahmen pro Police erheblich.

Der Trend könnte sich auch diesen Herbst fortsetzen. Bis zum 30. November noch können die meisten Versicherten ihre Verträge für 2011 kündigen und in einen günstigeren Tarif wechseln. Im Internet lassen sich die Preise gut vergleichen und so laut dem Portal www.check24.de teilweise hunderte Euro einsparen. Der Bund der Versicherten empfiehlt wechselwilligen Kunden allerdings, die Kündigung unbedingt per Einschreiben mit Rückschein einzureichen.

Verantwortlich für den verbraucherfreundlichen Trend ist die Branche selbst: Jahrelang hatten sich die Konzerne über Kampfpreise gegenseitig die Kunden abgejagt. Dadurch gaben die Assekuranzen mehr Geld aus, als sie an Prämien einnahmen. So soll die aktuelle Prämieneinnahmen-Kosten-Quote, die das Verhältnis von Schadenaufwendungen, Verwaltungs- und Vertriebskosten im Vergleich zu den Beitragseinnahmen beschreibt, 106 Prozent betragen. Im Klartext heißt dies, die Gesellschaften machen mit den abgeschlossenen Kfz-Policen ein Minusgeschäft, und die Unternehmen werden auch 2010 einige hundert Millionen Euro Verlust einfahren. Werbekosten für starke Konzerne, denn die Autoversicherung gilt als Türöffner für andere, lukrativere Verträge wie Lebensversicherungen und Riester-Renten.

Der Rückzug von Admiral Direkt vom deutschen Markt wäre bereits der zweite innerhalb weniger Monate. Erst kürzlich hatte die niederländische International Insurance Corporation NV (IIC) wegen finanzieller Probleme ihre deutschen Direktversicherungsangebote Ineas und Ladycar Online eingestellt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte die Insolvenz und damit das Auslaufen der Verträge zum 31. August bestätigt.

Direkt zu Schaden kam in diesem Fall allerdings wohl kein Versicherter. Doch sind Rückzüge und Firmenpleiten zumindest lästig: Kunden müssen sich vorzeitig um einen neuen Versicherungsschutz bemühen und eventuell höhere Prämien in Kauf nehmen. Im Fall der IIC brach als erstes der kostenlose Telefonservice zusammen und sorgte für Aufregung unter den orientierungslosen Kunden. Auch eine Folge des Preiskampfes.

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