Fürs Einparken zwei Nummern zu groß

Praxistest: Der Kia Sorento im Alltag

Es gibt Autos, deren Anschaffung mit nüchternen Argumenten kaum zu begründen ist: Braucht ein Durchschnittsstädter ein fast zwei Tonnen schweres, geländegängiges Allrad-Ungetüm, wenn er vor lauter verkehrsberuhigten und parkraumbewirtschafteten Zonen kaum weiß, wohin mit so einem Dickschiff? Nein. Braucht jemand 197 PS, wenn ein kleiner Flitzer viel schneller durch den Stau kommt und in jede Parklücke passt? Wohl kaum.
Kia Sorento
Kia Sorento

Doch weil die Menschen beim Kauf eines Autos einigermaßen irrational handeln, erleben sogenannte SUV in den letzten Jahren Höhenflüge in den Verkaufs-Charts. »Sport Utility Vehicle« – Sportnutzfahrzeuge nennen sich die Geländelimousinen, die seit gut zehn Jahren auch hierzulande so verbreitet sind.

Eines der beliebtesten Modelle ist der Kia Sorento, der 2002 die Etablierten (Mercedes M-Klasse, BMW X5, Toyota RAV4) mit seinem Kampfpreis verschreckte und sich mit seiner Neuauflage anschickt, 140 000 Fahrzeuge jährlich zu verkaufen.

Wie aber macht sich ein SUV im Alltag? Die erste Kontaktaufnahme mit dem Sorento fällt leicht. Ein aufgeräumtes Cockpit (Rundinstrumente) empfängt den Fahrer im Testwagen, ausgestattet mit 2,2-Liter-Common-Rail-Diesel in Verbindung mit der Sechsgangautomatik. Schlüssel rein, umdrehen, schon ist die Lichtautomatik der Xenonscheinwerfer angeschaltet. Elektrisch wird der Sitz eingestellt.

Platz gibt es für alle Insassen reichlich, auch in der zweiten Reihe. Auf den Notsitzen im Kofferraum (optional) finden zumindest größere Kinder noch einigermaßen Platz. Der Zugang zu den aus dem Boden ausschwenkbaren Sitzen in Reihe drei ist allerdings nur kletternderweise möglich. Der Kofferraum, der sonst 516 Liter misst, schrumpft auf kümmerliche 91 Liter bei voller Bestuhlung – die Bezeichnung Notsitze trifft's also.

Die Bedienung gelingt einfach und intuitiv. Die straffe Federung findet eine ordentliche Mischung zwischen komfortabel und sportlich. Die Lenkung ist leichtgängig, wenn auch ein wenig gefühllos, während die Automatik ruckelfrei die Gänge wechselt.

Was den Verbrauch anbetrifft, sind die von Kia angegebenen 7,4 Liter (kombiniert) Diesel pro 100 Kilometer keine Unmengen für ein Fahrzeug dieser Größe. Unser Testwagen lag etwa einen Liter darüber.

Während der Vorgänger mit Leiterrahmen-Aufbau und Starrachse ein echten Offroader war, bekennt sich der neue Sorento zur Gattung Geländelimousine: mit Mehrlenkerachse und selbsttragender Karosserie. Trotz 4,69 Meter Länge und üppiger Dimensionen ist er relativ »leicht« – 1,8 Tonnen, 200 Kilo leichter als der Vorgänger. »Großstadt-SUV« nennt Kia das.

Das Fahren macht mit dem Sorento Spaß. Ob im Stadtverkehr, auf der Landstraße oder der Autobahn – er lässt sich trotz der Größe immer ordentlich handeln. Aufgrund der erhöhten Sitzposition überzeugt er auch mit guter Rundumsicht. Für leichtes Einparken ist er zwei Nummern zu groß, dank der Parksensoren gelingt auch das nicht allzu beschwerlich.

Sechs Airbags, elektronische Stabilitätskontrolle und fünf Sterne im Crashtest Euro NCAP – in Sachen Sicherheit steht der Sorento den Konkurrenten nicht nach. Der Einstiegspreis (2,4-Liter-Benziner als Handschalter ab 28 505 Euro) und vor allem die 7-Jahres-Garantie machen ihn interessant für alle jene, die mit dem Kauf eines solchen Dickschiffes liebäugeln.

Weil SUV so gefragt sind, werden mittlerweile sogar kleinere Autos im Stile eines Geländewagens gestaltet – siehe Nissan Qashqai, Citroën C-Crosser, VW Tiguan oder neuerdings der Dacia Duster.

Andernorts indes droht der Fahrzeugklasse SUV reichlich Ungemach, denn in Sachen Verbrauchsreduzierung und passive Fußgängersicherheit haben nicht alle Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht. In der Schweiz hat sich eine Volksinitiative »Stopp Offroad« gegründet, die den Verkauf von unwirtschaftlichen, benzinfressenden und überdimensionierten Autos per Gesetz verbieten will. Womöglich macht die Plebiszitärdemokratie der Schweiz die SUV-Mode obsolet.

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