Ohne Seil, aber mit Latte und Bionade

Wir haben's einfach mal probiert: »Bouldern« im Hamburger Salon du Bloc

  • Lesedauer: 3 Min.
Schlaff im Café abhängen und Heiß- oder Kaltgetränke kippen, das war gestern. Modernen Großstadtmenschen genügt nicht mehr der stumpfe Konsum, sie kraxeln erst mal locker eine Runde – zum Beispiel in Hamburgs »Salon du Bloc«: Bunte Knubbel an den Wänden motivieren zum Klettern, ohne Seil, doch stets in Absprunghöhe. »Bouldern« (eng. Boulder »Felsblock«) heißt der Trendsport, für den der studierte Maschinenbauer Gerd Langhof am Eppendorfer Weg einen außergewöhnlichen Treff geschaffen hat: Turnhalle plus Tresen plus Sofa zum Entschleunigen und Sauna im Keller zum Schwitzen. Ein vielseitiges Angebot, das die Behindertenpädagogin Sabrina Meissner (30) und der Tischler Christopher Sonneborn (30) regelmäßig nutzen (Foto: Christian Borrmann).

Einige Leute wagen sich ohne Seil sogar bis hoch an die Decke. Ist das nicht etwas gefährlich?

Sabrina Meissner: Deshalb sollte schon immer eine zweite Person daneben stehen und aufpassen – und zur Not auch auffangen. Wir nennen das »spotten«, dann ist Bouldern eigentlich ohne echtes Risiko.

Zumal der Boden auch mit dicken Matten ausgelegt ist.

Christopher Sonneborn: Ja, die würden einen Aufprall ordentlich abfedern. Anders sieht es natürlich aus, sobald wir draußen klettern. Immerhin nehmen wir im Gelände ein so genanntes »Crashpad« mit, das ist eine spezielle Absprungmatte. Die wird unten am Startpunkt platziert.

Sie gehen demnach nicht ausschließlich drinnen Wände hoch?

C.S.: Das hängt von Jahreszeit und Witterung ab. Das nächstgelegene Ziel fürs Wochenende ist der Harz. Dort gibt es viele Granitblöcke, die sind perfekt fürs Bouldern.

Welche Höhe ist Ihr Limit?

C.S.: Maximal sechs Meter.

Und im Klettercafé absolvieren Sie quasi Trockenübungen?

S.M.: Richtig, das ist im Winter die Trainingshalle.

C.A.: Wir verbessern die Technik und bauen Kraft auf. Entsprechend gewinnen wir Sicherheit und Routine.

Was ist denn der spezielle Kick am Klettern ohne Seil?

S.M.: Die Herausforderung, einen Fels ohne Hilfsmittel zu bezwingen. Und gleichzeitig verbunden mit der Natur, das ist das Schöne an diesem Sport.

Neben gelben, grünen und roten Knubbeln im Salon du Bloc entdecke ich Pfeilmarkierungen. Sind das bestimmte Routen?

S.M.: Genau, und die sind abgestuft nach Schwierigkeitsgraden. Am leichtesten ist Weiß, und Schwarz wird richtig heftig.

C.S.: Nachdem Sie sich für eine Farbe entschieden haben, folgen Sie allein den Vorsprüngen dieser Farbe. Das verlangt eine genaue Planung: An vielen Griffen finden Sie nur Halt, sofern Sie aus einer bestimmten Richtung kommen.

Klingt ein bisschen wie Kletterschach!

C.S.: Kann man sagen. Deswegen sehen Sie oft viele Leute zuschauen: Einer klettert, und die anderen gucken zu und denken mit und suchen den besten Weg.

S.M.: Die einzelnen Abschnitte haben übrigens einprägsame Namen, wie »Himmelsleiter« oder »Deckhengst«.

Deckhengst?!

C.S.: Weil Sie, vorausgesetzt, Sie schaffen das, am Ende oben an der Decke hängen.

Ach so! Auf jeden Fall ist das ja eine verrückte Kombination: Latte Macchiato oder Bionade und zwischendurch klettern.

S.M.: Gerade wegen dieser super netten Kombination ist das mein Lieblingsort. Ich kann mich auspowern und zwischendurch mit Freunden reden oder einfach bloß abschalten.

Fragen: René Gralla

Salon du Bloc, Eppendorfer Weg 4, 20259 Hamburg; Tel.: 040 / 18 29 94 68; weitere Infos (Öffnungszeiten, Preise): www.salondubloc.de

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