Motor der Opposition

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein traurig-ernst dreinschauender Frank Steffel nahm gestern die Berliner Regierung maß. Ein Jahr CDU-Abschied von der Regierungsverantwortung war Anlass eines kräftigen Rundumschlages. Wowereit als Landesvater - das bedeute ein fatales Jahr des Stillstands in der Politik. Negativbilanz im Telegramm: vertane Chance für die Hauptstadt, Hoffnungslosigkeit, Ratlosigkeit, Sparen zum Selbstzweck, schwerwiegende Fehler, Kette von Instinktlosigkeiten, gesamte Bandbreite der Verunsicherung, Axt an Zukunftschancen gelegt, Wowereit, der Bürgermeister für die Feiertage, falsche Personen, falsche Konzepte. Und so weiter. Kein Wort darüber, dass es der Diepgen-Senat war, der den Scherbenhaufen hinterlassen hat. Auch nicht der Anflug einer Selbstkritik. Gut ist nur die Opposition, sagt Steffel, mit dem »Motor der Opposition«, Frank Steffel, an der Spitze. Nun könnte man die CDU-Bilanz der Regierungsarbeit als normales Getöse im bürgerlich-parlamentarischen Zirkus abtun. Opposition ist nun mal dazu da, die Haare aus der Suppe zu angeln und sie der Regierung unter die Nase zu reiben. Doch Steffel oder die Leute in seinem Dunstkreis entwickeln einen Sinn fürs Volk, wissen, wo die Nerven des Bürgers blank liegen und wie Stimmungen auszunutzen sind. So werfen sich die Bankrotteure von gestern auf die Seite der Sozialhilfeempfänger, Arbeitslosen, Ladenbesitzer, Kioskbetreiber, Professoren, Lehrer, Künstler und Fußballfans. Und sammeln Punkte. Rot-Rot sollte aber mehr zu bieten haben als ein mitleidigesLächeln für den in der Popularitätsskala ganz weit unten stehenden Steffel. Fünf Jahre, so sie denn durchgestanden werden, sind eine lange, aber auch eine kurze Zeit. Die Regierung in Berlin braucht dringend, für den Bürger sicht- und spürbar, Erfolge. Dann wird sie es schaffen, den Mann, der sich in aller Bescheidenheit »Motor« nennt, zu entzaubern.
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