Eiserne Reserve für den Fernverkehr

Deutsche Bahn beschafft neue Doppelstockzüge auch für das Randnetz

  • Erich Preuß
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Sparkurs der Bahn ist in diesem Winter erneut in der Kritik. Das bundeseigene Unternehmen reagiert – mit der medienwirksamen Präsentation neuer Fernverkehrszüge.

Das Görlitzer Werk von Bombardier wird bis Ende 2013 der Deutschen Bahn (DB) 135 für den Fernverkehr eingerichtete Doppelstockwagen liefern. Damit setzt der Konzern nicht nur die Modernisierung des Fahrzeugparks fort, sondern schafft mit den dann nicht im Regelverkehr eingesetzten Intercity-Wagen auch eine Reserve.

Ulrich Homburg, Vorstand der DB-Sparte Personenverkehr, nannte Einzelheiten, wie die Doppelstockwagen für den Fernverkehr beschaffen sind, aber nicht, auf welchen Strecken sie eingesetzt werden. So viel steht aber offenbar fest: Die Deutsche Bahn beachtet wieder mehr das »Randnetz«, aus dem die Hälfte der Reisenden kommt, die im »Kernnetz« unterwegs sind. Letztlich ist das eine Umschreibung, dass das bis 2005 bestehende Interregio-Netz doch nicht durch Nahverkehrszüge ersetzt werden konnte. Homburg gab zu, mit dem künftigen Einsatz der Doppelstockzüge der Kritik, im Fernverkehr werde eine Strecke nach der anderen aufgegeben, die Spitze nehmen zu wollen.

Die 27 IC-Doppelstockzüge in der Lackierung des Fernverkehrs sind für Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h zugelassen, bieten den Reisenden mehr Platz als die des Nahverkehrs, auch für Gepäck, Fahrräder und Rollstühle. Sie werden dem Niveau der geplanten 130 ICx-Züge entsprechen, die eines Tages die gesamte ICE-Flotte ablösen sollen. Für sie kam es immer noch nicht zum Vertragsabschluss mit der Firma Siemens. Deshalb werden die ICE-2, wie sie zwischen Berlin und Köln fahren, und die Intercity-Wagen modernisiert.

Dass Bombardier den Auftrag für die Doppelstockzüge erhielt, obwohl die Deutsche Bahn mit den Berliner S-Bahn-Zügen dieses Herstellers unzufrieden ist, erklärt sich aus der Zuverlässigkeit der Doppelstockwagen gerade auch im bisherigen Winter. Außerdem sind sie deutlich preisgünstiger als Hochgeschwindigkeitszüge.

Dominante Themen des Fernverkehrs bis zum nächsten Winter sind laut Homburg der Schotterflug auf ICE-Strecken, der Fahrzeuge beschädigt, und bei Feuchtigkeit drohender Kurzschluss in den Antrieben. »Uns bleibt nichts übrig, als mit ingenieurtechnischen Mitteln dagegen vorzugehen«, umschrieb Homburg den Aufwand erhöhter Instandhaltung.

Unausgesprochen, aber spürbar, ist die Verbitterung, seit 2005 Reserven noch abgeschafft zu haben. Homburg war damals Vorstand für den Regionalverkehr. Jetzt lautet das offizielle Argument, eine Verbesserung der misslichen Situation gelinge nicht von heute auf morgen. Bis zum abgeschlossenen Achsentausch der ICE im Jahr 2014 bleibt die DB im Fernverkehr instabil – trotz der neuen Doppelstockzüge.

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