Freund springt in Sapporo zum Sieg

Erster Weltcuperfolg der deutschen »Adler« seit fast vier Jahren

  • Eric Dobias, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Als Severin Freund nur 17 Stunden nach seinem ersten Weltcup-Triumph die Weltelite mit Platz zwei erneut aufgemischt hatte, konnte Deutschlands neuer Skisprungstar sein Glück kaum fassen. Mit seinem sensationellen Höhenflug bescherte der 22-jährige Bayer den DSV-Adlern in Sapporo den ersten Sieg seit fast vier Jahren und schwang sich sechs Wochen vor der WM endgültig zum großen Hoffnungsträger auf. »Wenn mir das vorher einer gesagt hätte, hätte ich es nicht geglaubt. Es war ein perfektes Wochenende und ein unglaublich schönes Gefühl.«

Einen Tag nach dem Erfolg vor Vierschanzentourneesieger Thomas Morgenstern aus Österreich musste sich Freund am Sonntag mit Sprüngen auf 134,5 und 120 Meter nur dessen Landsmann Andreas Kofler geschlagen geben. »Der zweite Sprung war etwas schief, daher fehlte die Weite. Aber wenn man damit immer noch Zweiter wird, kann man sich nicht beschweren«, meinte Freund.

Auch bei Bundestrainer Werner Schuster, der die Reise nach Japan nicht mitangetreten hatte, war der Jubel vor dem heimischen Fernseher groß. »Ich habe ganz begeistert zugeschaut und mich sehr gefreut. Dieser Sieg hilft sowohl ihm persönlich als auch dem gesamten Team als Qualitätsmarke für die Zukunft«, sagte er.

Seinen ersten Karrieretriumph hatte Freund mit Sprüngen von 124 und 129 Metern perfekt gemacht, nachdem er zur Halbzeit des von ständig wechselnden Windbedingungen beeinträchtigten Wettkampfes auf der WM-Schanze von 2007 noch auf Rang fünf gelegen hatte. Im Finale behielt Freund die Nerven, die er bei der Vierschanzentournee in den entscheidenden Situationen nicht im Griff gehabt hatte. »Natürlich versucht man immer anzugreifen. Aber mit dem Sieg habe ich überhaupt nicht gerechnet«, meinte er. 

Fast vier Jahre mussten die DSV-Adler auf einen Erfolg im Weltcup warten. Zuletzt hatte Freunds Vereinskollege Michael Uhrmann am 28. Januar 2007 in Oberstdorf auf dem höchsten Treppchen gestanden. Der 32-Jährige komplettierte in Sapporo mit den Plätzen fünf und neun das glänzende Ergebnis der deutschen Mannschaft. »Die Sprünge waren nicht optimal. Insgesamt kann ich mit dem Trip aber zufrieden sein«, sagte Uhrmann. »Für Michael ist das ein toller Erfolg«, meinte Schuster.

Am Sonntag winkte Freund sogar der Doppeltriumph, doch im Finale konnte er seine Halbzeitführung nicht verteidigen. Mit 363 Punkten katapultierte er sich in der Gesamtwertung auf Rang acht und ist damit beim nächsten Weltcup am Freitag in Zakopane erstmals gesetzt. »Ich habe immer gesagt, dass er das Potenzial hat, aber mental mitwachsen muss. Dieser Erfolg wird ihm Kraft geben«, sagte Schuster.

Freund war mit Platz sechs beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf ins Rampenlicht gerückt, hatte die hohen Erwartungen danach aber nicht ganz erfüllen können. Dies holte der Bayer, der neben dem Sport Internationales Management an der FH Ansbach studiert, nun in Sapporo nach. »Im Moment ist er der Stärkste. Zuletzt hat er immer ein paar Meter liegenlassen, dieses Mal nicht. Mit dieser Qualität kann er definitiv auch bei den nächsten Wettkämpfen vorne mitspringen«, sagte Schuster. Mit Freund, Uhrmann und Michael Neumayer, der bei den Springen in Sapporo pausierte, stehen drei WM-Fahrer fest. »Ich bin zuversichtlich, dass wir auch noch einen vierten und fünften Springer hinbekommen, um die WM gut vorbereiten zu können«, sagte Schuster nach dem spektakulären Auftritt von Freund. »An diesem Ergebnis müssen sich alle aufrichten.«

Weltcup in Sapporo, Sonnabend, Großschanze: 1. Freund (Rastbüchl) 249,6 Pkt. (124/129 m), 2. Morgenstern (Österreich) 248,2 (124,5/ 124,5), 3. Malysz (Polen) 240,5 (132,5/118), 4. Kofler (Österreich) 230 (125,5/114,5), 5. Uhrmann (Rastbüchl) 223,4 (131/111), ... 20. Bodmer (Meßstetten) 182,7 (123/104,5), 21. Hocke (Schmiedefeld) 181,2 (114/104,5), 22. Schoft (Partenkirchen) 175,4 (117,5/101), 24. Freitag (Aue) 167,2 (111,5/ 100,5). Sonntag: 1. Kofler 232,9 (131/132,5), 2. Freund 224,7 (134,5/120), 3. Morgenstern 222,4 (110/136,5), 4. Matura (Tschechien) 212,8 (120,5/128), 5. Malysz 211,8 (131/114), ... 9. Uhrmann 202,8 (126/123), 17. Schoft 165,8 (102/118), 21. Hocke 150,2 (115,5/106,5).

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