Die Rezension: Am Geländer

  • Lesedauer: 2 Min.

»Es geht zuerst um mich und dann um den Weg. Zuerst komme ich. Ich will mich nicht vergessen, mich nicht übergehen und mich auch nicht überfordern.« Merksätze dieser Art finden sich auf fast jeder Seite des Buches, das sich als eine Art Geburtshelfer versteht. Und zwar für Menschen mit Depressionen und für das Heer der latent depressiven Menschen, die einer professionelle Begleitung skeptisch gegenüberstehen.

Depression ist kein Schicksal, keine Schuld oder Strafe. Sie ist auch nichts Geheimnisvolles. Der Autor nennt Menschen depressiv, »die ihr Leben lang geleitet sind, das zu machen, was andere von ihnen erwarten, die immer auf die anderen ausgerichtet sind, die sich zurückstellen, sich übergehen, sich nicht spüren und nicht ernst nehmen, die ständig im Gefühl leben, etwas zu müssen, und sich deshalb ständig verpflichtet fühlen. Sie geraten in einen Zustand ständiger Überforderung und zunehmender Erschöpfung, den man als Depression bezeichnet.«

Das Buch ersetzt zwar keinen menschlichen Begleiter, gibt aber Verständnis, Trost und Orientierung. Einen wichtigen Beitrag dazu liefert sicher die spezielle Form, in der es geschrieben ist. Es hat viele Wiederholungen und Hervorhebungen, sehr viel ist in Ichform und direkter Rede geschrieben und entscheidend sind die schon erwähnten Merksätze. Sie sollen das Fundament des späteren Lebens und die Leitplanken des Ausstieges aus der Depression sein. Der Autor und Psychotherapeut Josef Giger-Bütler baut mit seinem Buch ein Geländer, an dem Betroffene versuchen können, neue Wege zu gehen. Danuta Friemert

Josef Giger-Bütler: Jetzt geht es um mich, Beltz Verlag, Karton; 249 Seiten, 19, 95 €.

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