Commerzbank mit schwarz-roter Bilanz

Deutsche Nummer 2 mit Gewinn und Verlust

Ein Gewinn ist nicht unbedingt ein Gewinn. Dies gilt zumindest für die am Mittwoch vorgelegten Zahlen der Commerzbank für 2010.

Die Commerzbank hat das Jahr 2010 mit einem Überschuss von 1,4 Milliarden Euro abgeschlossen. Das gilt aber nur für die Buchhaltung nach dem internationalen Bilanzierungsstandard IFRS. Das ist ein Quantensprung im Vergleich zu 2009, als Deutschlands zweitgrößte Privatbank einen Verlust von 4,5 Milliarden Euro auswies. Allerdings steckt er nach Berechnung gemäß des Handelsgesetzbuches (HGB) – Konzerne müssen nach beiden Standards bilanzieren – immer noch tief in den roten Zahlen: Verlust 1,2 Milliarden Euro. Grund war eine Abschreibung von 1,9 Milliarden Euro auf den Buchwert der Tochter Eurohypo. Auf IFRS-Basis war dies schon vorher geschehen.

Dies ist auch ein Politikum: Der HGB-Abschluss ist maßgeblich für die Zinszahlung auf die stille Einlage von 16,4 Milliarden Euro, mit der der Staat im Herbst 2008 die Commerzbank stützte. Hier sind per annum neun Prozent Gebühren fällig – wenn die Gewinnlage dies erlaubt. Böse Zungen behaupten, man rechne sich arm, um die Zahlungen zu umgehen. Gleichzeitig wolle man, IFRS sei Dank, angesichts einer geplanten Kapitalerhöhung gut dastehen. Die Commerzbank plant nämlich die Ausgabe neuer Aktien, auch um mit dem Erlös noch in diesem Jahr »einen signifikanten Betrag« der Hilfsgelder zurückzuzahlen. »Signifikant ist für mich alles, was über zehn Prozent ist«, erklärte Bankchef Martin Blessing auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch.

Richtig gut läuft derzeit nur das Mittelstandsgeschäft, während das in Deutschland derzeit stark umkämpfte Privatkundengeschäft stagniert. Und das Investmentbanking, mit dem andere Geldhäuser zuletzt riesige Überschüsse erzielten, wird von der Commerzbank stark reduziert. Eigentliche Sorgenkinder sind faule Wertpapiere der Dresdner Bank und der Immobilien- und Staatsfinanzierer Eurohypo, der nach EU-Auflage bis Ende 2014 verkauft werden muss. Dass die Commerzbank außerdem einen dreistelligen Millionenbetrag an Boni für rund 50 000 Mitarbeiter auszahlen will, kommt in Berlin ebenfalls nicht gut an: Zumindest zu den roten HGB-Zahlen passt dies nicht. Kommentar Seite 4

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