Testlauf für Olympia

IOC trifft sich in München auch mit Gegnern

  • Karl-Wilhelm Götte, München
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Dienstagabend hatten die Gegner der Olympiabewerbung von München und Garmisch für die Winterspiele 2018 30 Minuten Zeit, gegenüber der Evaluierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die Gründe für ihre ablehnende Haltung darzustellen. Rechtsanwalt Ludwig Seitz, der 63 Garmischer Grundstückseigentümer vertritt, machte der 14-köpfigen IOC-Kommission deutlich, dass die Bauern ihre Wiesen für Olympia auf keinen Fall hergeben werden. Die Entscheidung über die Vergabe der Winterspiele 2018, für die sich auch Annecy (Frankreich) und Pyeongchang (Südkorea) bewerben, fällt am 6. Juli bei der IOC-Tagung in Südafrika.

Zuvor hatten die IOC-Gesandten um ihre schwedische Kommissionsvorsitzende Gunilla Lindberg mehrere Stunden mit dem Bewerberkomitee über Umweltkonzept, Verkehrswege und Unterkünfte für 2018 diskutiert. »Das ist für München sehr erfolgreich verlaufen«, meinte Oberbürgermeister Christian Ude. Flankiert wurde er von der zweifachen Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katharina Witt, die mit ihrer Bekanntheit die Bewerbung anführt. »Wir werden die Herzen der Fachleute erreichen«, ist sich die Kuratoriumsvorsitzende sicher.

Jedes IOC-Kommissionsmitglied bekam von Witt bei der Begrüßung am Flughafen ein Lebkuchenherz im Oktoberfestformat umgehängt – zur IOC-Delegationschefin Lindberg hat die 45-Jährige einen besonderen Draht: Die Schwedin war ebenfalls Eiskunstläuferin.

Bis Freitag weilt die Kommission in München, Garmisch und Schönau am Königssee. Ihr Urteil ist wichtig, hob der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach erneut hervor. »Mit unserer authentischen Wintersportkultur und dem leidenschaftlichen Fachpublikum«, erklärte der DOSB-Vorsitzende der Kommission, »können wir hier in Deutschland entscheidende Impulse für die zukünftige Wintersportbewegung weltweit setzen.«

Gerade Bach kommt bei den Bauern in Garmisch, wo die IOC-Gutachter gestern erneut Demonstranten gegenüber standen, nicht gut an. Zudem fühlen sich viele der 26 000 Bewohner von der Arroganz Münchens in Person von OB Ude erdrückt und sammeln Unterschriften für ein Bürgerbegehren, um die Bewerbung zu kippen.

Im Garmischer »Schnee-Park« sollen die Langlauf- und die populären Biathlonrennen ausgetragen werden. Dafür werden zwei temporäre Stadien gebaut und ein kilometerlanges Rohrsystem zur Schneebereitung verlegt. 24 Millionen Euro Kosten werden bisher dafür veranschlagt.

Das hat die Olympiagegner zusätzlich erbost, weil die Biathlonhochburg Ruhpolding, etwa 90 Kilometer entfernt, mit einer gerade mit Millionen Euro Steuergeldern umgebauten Anlage für die WM 2012 auch für Olympia bereitstünde. Doch für Bach liegt Ruhpolding abseits der »Olympic-Line« München – Garmisch und würde die Bewerbungschancen mindern. Ein Argument, dass für die Olympiagegner nicht stimmig ist, weil auch die Bob- und Rodelbahn am Königssee genauso abseits liegt.

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