Wem E10 nutzt

Können Sie sich noch erinnern, mit welchem Werbeaufwand die Mineralölriesen vor Jahren den 98- oder gar 100-Oktan-Sprit in den Markt zu drücken versuchten? In Sachen E10 herrschte in der monatelangen Vorlaufzeit weitgehend Schweigen im Wald. Warum die Ölkonzerne die E10-Einführung des stärker ethanolhaltigen Super-Gemischs so wenig offensiv betreiben, liegt auf der Hand: Das Ethanol stammt aus der Landwirtschaft und der Biokraftstoffindustrie, und je höher der Anteil im Benzin, desto geringer der Absatz der eigenen Produkte auf Erdölbasis. Eigentlich müsste man stark die E10-Preise senken, was sie natürlich nicht tun – ein weiterer Beleg für das Marktversagen in diesem Bereich.

Mit dem selbst verursachten Durcheinander schießen die Konzerne aber ein Eigentor. Es facht den Ärger der Autofahrer über die undurchsichtige Preispolitik an den Tankstellen nur weiter an. Und die E10-Einführung wird nicht zu verhindern sein. Nicht etwa wegen der von der Politik behaupteten Umweltvorzüge von Biosprit, an denen gerade Umweltschützer zweifeln. Sondern weil die Autoindustrie einst die CO2-Minderungsziele der EU für ihre Neuwagen dadurch entschärfen konnten, dass ein Teil dieser Ziele durch höheren Biospritanteil erreicht werden darf. Gerade deutsche Regierungen setzten in Brüssel die Wünsche von Daimler, VW & Co. durch. Nötig wären Verkehrskonzepte jenseits des Automobilismus – doch darüber wird beim »Benzin-Gipfel« nicht gesprochen.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.