Japan legt eine Gefahrenstufe zu
Einsatzkräfte stemmen sich gegen Super-GAU
Tokio (dpa/ND). Im Wettlauf gegen die nukleare Katastrophe in Fukushima versucht Japan Zeit zu gewinnen. Der AKW-Betreiber Tepco hofft, dass er die havarierten Reaktoren 1 und 2 am Sonnabend wieder durch eine Stromleitung versorgen kann. Ungewiss ist, ob dadurch die Kühlung des AKW-Wracks in Gang kommt. Derweil spritzten fast 140 Tokioter Feuerwehrmänner mit 30 Spezialfahrzeugen Wasser auf Reaktor 3. Er ist wegen seiner Plutonium-Brennstäbe besonders gefährlich. Die Kühlversuche seien erfolgreich gewesen, betonte Regierungssprecher Yukio Edano. Sie sollten auch auf Reaktor 1 ausgeweitet werden.
Japan stufte die Gefährlichkeit des Störfalls in Fukushima ungeachtet dessen auf Stufe 5 der INES-Skala hinauf. Die höchste Stufe 7 dieser Skala erreichte 1986 die Katastrophe von Tschernobyl. Nach der Definition wird die Lage in Fukushima nun als »Unfall mit weiterreichenden Konsequenzen« beschrieben. Bisher hatten die japanischen Behörden den Störfall als »Unfall mit lokalen Konsequenzen« auf INES-Stufe 4 eingeordnet. Vor Tagen hatten französische und US-amerikanische Institute die zweithöchste Stufe 6 – »ernster Unfall« – für Fukushima angesetzt.
Von Journalisten zur Lage befragt, sprach Japans Premier Naoto Kan von einer weiterhin sehr ernsten Situation, die keinen Optimismus erlaube. Die Lage werde aber »in nicht weiter Ferne« unter Kontrolle gebracht. Noch mehr als 30 Kilometer von Fukushima entfernt wurde am Donnerstag und Freitag eine deutlich erhöhte Strahlenbelastung festgestellt. Die höchste Belastung habe in einer Zone gelegen, die bisher nicht evakuiert wurde.
Nach Angaben des Fernsehsenders NHK, der sich auf die Polizei berief, sind bei dem Beben und dem Tsunami vor einer Woche mindestens 6911 Menschen ums Leben gekommen. Noch würden jedoch mehr als 10 000 Menschen vermisst. Damit hat das Erbeben mehr Opfer gefordert als das Kobe-Beben 1995, bei dem mehr als 6400 Menschen ums Leben kamen.
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