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Rauch über dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima

Ein Teil der Arbeiter sind evakuiert worden

  • Lesedauer: 3 Min.
Tokio/Osaka/Frankfurt (Main), 21. März (dpa/AFP/ND) - Über zwei Blöcken des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Eins ist am Montag erneut Rauch aufgestiegen. Zuerst qualmte es über Block 3, später auch über Block 2, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Montag berichtete.

Grauer Rauch wurde den Angaben zufolge zunächst kurz vor 16.00 Uhr Ortszeit über dem Abklingbecken an der Südostseite von Block 3 sichtbar, verschwand aber bis zum frühen Abend wieder. Später qualmte es über Block 2. Die Ursachen für die Rauchentwicklung über beiden Reaktoren des Katastrophen-Kraftwerks waren zunächst unbekannt. In beiden Blöcken gibt es unter anderem Probleme mit der Kühlung der ausgebrannten Brennstäbe.

Am Wochenende und in der Nacht zu Montag hatten Helfer in die sogenannten Abklingbecken beider Blöcke Wasser gesprüht. Damit sollen die dort lagernden benutzten Brennstäbe gekühlt werden. Ohne Kühlwasser drohen die Brennelemente zu überhitzen, Radioaktivität kann in die Umwelt gelangen.

Die radioaktive Belastung auf dem Gelände habe sich aber »kaum erhöht«, sagte Regierungssprecher Yukio Edano im staatlichen Fernsehen NHK, nachdem Rauch über Block 3 aufgetaucht war. »Der Rauch muss nicht zwingend von dem Abklingbecken ausgehen, in dem Reaktor sind noch weitere brennbare Materialen«, sagte Edano.

Die in Block 3 verwendeten Brennelemente sind besonders gefährlich, weil es sich dabei um Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt. Plutonium ist nicht nur radioaktiv, sondern auch ein hochgiftiger Stoff. Auch im Reaktorkern von Block 3 funktioniert die Kühlung nicht, die innere Reaktorhülle soll nach Regierungsangaben aber noch intakt sein. Nachdem der Druck in diesem Sicherheitsbehälter (Containment) am Wochenende zunächst angestiegen war, fiel er in der Nacht zu Montag nach Angaben der japanischen Atomsicherheitsbehörde NISA wieder auf die Hälfte.

Große Gefahr Strahlenkrankheit für Techniker

Nach Überzeugung des Strahlenbiologen Edmund Lengfelder drohen vielen der in dem havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima 1 seit Tagen arbeitenden Techniker der akute Strahlentod. Rund die Hälfte der Männer in Fukushima 1, derzeit sind mehrere Dutzend im Einsatz, könne an der Strahlenkrankheit sterben, sagte Lengfelder der »Frankfurter Rundschau« vom Montag. »Zuerst wird es den Menschen übel und schwindlig«, sagte er. Dann würden »lebenswichtige Funktionen« zusammenbrechen. Zwar würden die Erkrankten noch »eine Weile« auf Intensivstationen behandelt, sagte Lengfelder. »Sie werden aber in der Regel nicht mehr gesund.«

Bei den übrigen Technikern in der Anlage, die seit Tagen versuchen, die Reaktoren zu kühlen und so eine atomare Katastrophe zu verhindern, sinke die Leistungsfähigkeit und »ihr Krebsrisiko steigt massiv«. Lengfelder warnte zudem vor einer Verstrahlung im Pazifik. »Die Nuklide, die vom Festland weggeblasen werden, senken sich irgendwann auf die Wasseroberfläche, werden von Fischen und anderen Meerestieren aufgenommen und gelangen über die Nahrungskette wieder zum Menschen«, sagte er. Das sei »fatal« für eine Nation wie Japan, die sich überwiegend von Fisch ernähre.
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