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Breites Bündnis gegen AKWs

40.000 Teilnehmer bei Protestkundgebung in München

  • Rudolf Stumberger
  • Lesedauer: 3 Min.

Getragen von einem breiten Bündnis aus Parteien, Kirchen, Gewerkschaft und Organisationen protestierten 40.000 Menschen in München an vergangenen Samstag gegen die Nutzung der Atomkraft. Mit Plakaten und Parolen wie „Für die Zukunft unserer Kinder" und „Keine Deals mit der Atom-Lobby" skandierten sie immer wieder „Abschalten" und forderten das Aus für die Atomkraftwerke. Zuvor wurde in einer Schweigeminute den Opfern der Umwelt- und Atomkatastrophe in Japan gedacht. „Diese Regierung muss zum Ausstieg getrieben werden, auch in Bayern", forderte IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler auf der Kundgebung, Japan habe gezeigt, dass die Atomkraft entgegen aller Beteuerungen nicht beherrschbar sei.

Gegen 14 Uhr begann auf dem Münchner Odeonsplatz eine der größten bayerischen Anti-Atom-Kundgebungen der vergangenen Jahre. Trotz der unzähligen „Atomkraft-Nein-Danke-Sonnen" wurde der Auftakt von einem Regenschauer begleitet, der aber die sehr kämpferische Stimmung der Kundgebung nicht trüben konnte. Deren Merkmal war unter dem Leitspruch „Fukushima mahnt" die breite Beteiligung vieler gesellschaftlicher Gruppen. So waren außer den beiden bayerischen Regierungsparteien CSU und FDP von den Freien Wählern über die Grünen, SPD , ÖDP und Die Linke nahezu das gesamte relevante Parteienspektrum vertreten. Zum Auftakt der Kundgebung sprachen mit dem katholischen Sozialethiker Markus Vogt und dem evangelischen Umweltbeauftragten Wolfgang Schürger zwei Vertreter der christlichen Kirchen. Vogt zitierte dabei aus dem Beschluss der bayerischen Bischofskonferenz: „Der Ausstieg aus dieser Technologie soll so schnell wie möglich vollzogen werden." Als sein evangelischer Kollege allerdings nicht einen sofortigen, sondern einen „geregelten Ausstieg" verlangte, schien das angesichts von Unmuts-Pfiffen nicht die Mehrheitsmeinung der Kundgebungsteilnehmer zu treffe.

Danach trat mit dem Kabarettisten Urban Priol wohl der bekannteste Redner auf die Veranstaltungsbühne und ließ mit seinem satirischen Attacken kein gutes Haar an der Bundesregierung unter Angela Merkel: „Die Union führt sich auf, als hätte sie damals die Ostermärsche erfunden". Von gewerkschaftlicher Seite bezeichnete der IG-Metall-Vertreter angesichts der erschütternden Ereignisse in Japan die Atomkraft entgegen allen Beteuerungen als nicht beherrschbar, nun hänge das Schicksal einer hochentwickelten Nation an einem „seidenen Faden". Für die IG Metall stehe fest, ein Atomausstieg gefährde weder die deutsche Wirtschaft noch die Stromversorgung. Dagegen sei eine umweltfreundliche Spitzentechnologie ein Standortfaktor und wer die Bedeutung neuer Energietechnologie unterschätze, werde am Ende als „Innovationsbremse" dastehen. Lauten Zuspruch erntete der Gewerkschaftsvertreter mit seiner Forderung, die alten Reaktoren abzuschalten. Atomkraft sei auch bei höchsten Sicherheitsstandards eine „Hoch-Risiko-Technologie".

Ein Ende des „Eiertanzes" um das Moratorium zu alten Atommeilern und stattdessen deren sofortige Stillelegung forderten auch die Vertreterinnen von Umweltorganisationen wie dem niederbayerischen „Bündnis für Atomausstieg", „Bund Naturschutz" und das Umweltinstitut München.

Viele der Kundgebungsteilnehmer, darunter viele Familien mit Kindern, trugen Transparente und Fahnen mit sich, hatten sich Sicherheitsanzüge oder Schutzmasken angezogen, um ihren Protest auszudrücken. Die Polizei zeigte - jedenfalls während der Kundgebung - kaum Präsenz.

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