Bleibt bei euch, Genossen!

Standpunkt von Gabriele Oertel

  • Lesedauer: 1 Min.

Dass SPD-Chef Gabriel für Überraschungen gut ist, gehört inzwischen zum Allgemeingut. Sein Angebot an reformorientierte Linkspolitiker, Sozialdemokraten zu werden, ist jedoch keine Überraschung – die SPD braucht Zuwachs. Die Einladung offenbart zwar einen Meinungsumschwung gegenüber früheren Abgrenzungsritualen, aber Gabriels flehentlicher Ruf »Kommt zu uns, Genossen!« ist – wenn auch im »Stern« erschienen – keine Sternstunde oder Beleg der Stärke der SPD als vielmehr der Versuch, den Grünen zu trotzen.

Mit 21 Prozent haben die Genossen gerade in einer Umfrage – und unabhängig von den für sie guten bis mäßigen Wahlausgängen in Hamburg, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bremen – zurück zum Jahrestief gefunden. Vom durch die Agenda-Politik ausgelösten Mitgliederschwund konnten sie sich nicht erholen. Versuche, die lädierte Partei neu zu erfinden und in der Kanzlerkandidatenfrage auch Nicht-SPD-Mitglieder mit abstimmen zu lassen oder Hierarchien zu verflachen, werden an der Basis mit Argwohn beobachtet. Wie auch nicht in allen Parteigliederungen die Tatsache Beifall findet, dass die Parteispitze alle rot-rot-grünen Überlegungen wieder in die Schublade zurückgesteckt hat. Wenn Gabriel jetzt stattdessen bei der LINKEN zu fischen versucht, um den eigenen Laden aufzumotzen, mag sich mancher in der SPD fragen, ob die Spitzengenossen noch ganz bei sich sind.

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