MOSEKUNDS MONTAG
AUSGETAUSCHT
Herr Mosekund war auf dem Weg zu einem Freund, mit dem er für ein tiefsinniges Gespräch verabredet war, als er von einem Polizisten aufgehalten wurde. »Wohin?«, fragte der Polizist. »Zum Gedankenaustausch«, sagte Herr Mosekund. Der Polizist hielt ihm ein Röhrchen hin und befahl: »Pusten!« Beim Pusten färbte sich das Röhrchen dunkelrot. »Soso«, sagte der Polizist, »laut Gesetz über unangepasste Gedanken sind nur drei solcher Gedanken zulässig, ausschließlich für den Eigenbedarf. Ich messe hier mindestens fünf. Tut mir leid, die muss ich einziehen. Sie erhalten äquivalenten Ausgleich, ganz nach Vorschrift.« Der Polizist hielt Herrn Mosekund etwas über den Kopf, das aussah wie ein großes Sieb, an dem ein Kabel hing. Es rauschte und knisterte, dann durfte Herr Mosekund gehen, begleitet von der Ermahnung, im Wiederholungsfall werde ein Bußgeld fällig. Als er in seinem Gedächtnis kramte, waren alle Gedanken verschwunden, die er sich zurechtgelegt hatte. Statt dessen fand er überraschenderweise das RTL2-Programm für die ganze Woche. Nun, dachte Herr Mosekund, mal sehen, was mein Freund dazu sagt.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.