Nicht nur ein Datum

Kommentar von Reimar Paul

  • Lesedauer: 1 Min.

Die von der Regierung eingesetzte Ethik-Kommission empfiehlt einen Atomausstieg innerhalb von zehn Jahren. CSU-Chef Seehofer will die AKW bis 2022 abschalten. An diesen Vorgaben wird sich die Regierung bei ihren energiepolitischen Beschlüssen wohl orientieren. Gemessen daran, dass dieselbe Regierung noch vor einem halben Jahr die AKW-Laufzeiten um acht bis 14 Jahre verlängerte, ist das allerhand. Gemessen an den Gefahren der Atomkraft und den Vorstellungen der Anti-Atom-Bewegung sind zehn Jahre viel zu lang. Die am Wochenende wieder zehntausendfach erhobene Forderung nach sofortiger Abschaltung aller AKW war allerdings von Beginn an nicht durchsetzbar. Das wussten auch die Aktivisten. Der Erfolg oder Misserfolg der Proteste bemisst sich aber nicht nur an einem Enddatum. Mindestens so wichtig ist das Kleingedruckte.

Ein Stufenplan muss konkrete Stilllegungstermine für jedes Kraftwerk festschreiben. Vor allem aber muss den Bemühungen der Betreiber um einen späteren Wiedereinstieg ein Riegel vorgeschoben werden.

Konkret heißt das: Im neuen Atomgesetz darf es keine Revisionsklausel und keine Übertragung von Strommengen geben, AKWs dürfen nicht als »Kaltreserve« vorgehalten werden. Damit der Ausstieg glaubwürdig ist, muss zudem Gorleben als Endlagerstandort aufgegeben und die Suche nach einer Lagerstätte neu aufgerollt werden. Der Salzstock im Wendland ist dafür ungeeignet. Gorleben steht für Lug und Trug und Tricksereien.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal