Herden und Horden

Tobias Riegel begrüßt die geplanten Papst-Proteste

  • Lesedauer: 1 Min.

Der Papst kommt nach Berlin, und keiner protestiert? Es wäre nicht mit rechten Dingen zugegangen – der Vatikan hätte wahrscheinlich von einem Wunder gesprochen, und versucht, es noch schnell Johannes Paul II. zuzuschanzen. Doch Halleluja: Mit der Ankündigung des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg, den reaktionären Deutschen aus Rom mit einem Protestzug zu empfangen, bleibt das Gleichgewicht in der herrlich säkularen Hauptstadt gewahrt. Nicht auszudenken, das einzige Bild vom Berlinbesuch Benedikts wären die 40 000 glücklichen Pilger vor dem Charlottenburger Schloss gewesen. Nun aber besteht berechtigte Hoffnung, dass (auch medial) jener ihrem Hirten nachtrottenden Herde eine beachtliche Horde an Freigeistern gegenübersteht.

Zumal Papst Benedikt – selbst nach den rückständigen Maßstäben seiner Kircheninstitution – seit seinem Amtsantritt 2005 keine Gelegenheit verstreichen ließ, im Hier und Jetzt Lebende vor den Kopf zu stoßen. Möge jeder glauben, was er möchte – im stillen Kämmerlein darf der Andächtige nicht behelligt werden. Oder, wie der Berliner sagt: »Jeder nach seiner Fassong«. Wenn jedoch das Oberhaupt einer hochbelasteten Organisation mit seinem »Papamobil« die Stadt lahmlegt, missionarisch tätig wird, gar ins Parlament drängt – dann besteht auch für Religion kein Schutzraum mehr.

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