Brisante Dokumente

Kommentar von Christian Klemm

  • Lesedauer: 2 Min.

Zu Beginn des Afghanistan-Feldzuges galt der Süden des Landes für die Besatzungstruppen als besonders gefährlich. Der Norden, dort, wo die Bundeswehr stationiert ist, war vergleichsweise ruhig. Diese Zeiten sind längst vorbei: Heute vergeht kaum ein Tag, an dem dort kein Anschlag verübt wird. Die Deutschen haben sich regelrecht in ihren Stützpunkten verkrochen, denn sie wissen, wenn sie sich raustrauen, dann knallt's.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) beurteilt die Sicherheitslage im Norden offenbar anders. Zu Monatsanfang sagte er, die Taliban würden an Boden verlieren. Ihnen bleibe deswegen nur noch das »perfide Mittel von Terror und Sprengstoffanschlägen«. Entweder der Minister ist schlecht informiert oder er hat die Öffentlichkeit schlichtweg belogen. Bundeswehrdokumente sagen nämlich, die Taliban seien im Gebiet der Truppe »unverändert« präsent, sie hätten nur ihre Strategie geändert. Außerdem sei mit einem Anstieg von Anschlägen zu rechnen.

Wenig spricht dafür, dass dem Minister die Dokumente vorenthalten wurden. 2009 hatte eine Informationspanne bei einem von der Bundeswehr angeordneten Angriff auf zwei Tanklaster de Maizières Vorgänger, Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), mächtig in Schwierigkeiten gebracht. Aus diesem Grund müsste de Maizière über alle Bundeswehr-Aktivitäten und die Lage in Afghanistan bestens informiert sein. Wahrscheinlicher ist, dass er der Öffentlichkeit nicht die ganze Wahrheit gesagt hat, um sie vom Erfolg des Einsatzes zu überzeugen. Die Deutschen lehnen den Krieg mehrheitlich ab. Ein stärker werdender Widerstand würde den Misserfolg der Bundeswehr nur noch deutlich machen.

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