Kollateralschäden

Kommentar von Olaf Standke

  • Lesedauer: 2 Min.

Zwei Mal innerhalb weniger Stunden von NATO-Bombern getötete libysche Zivilisten einräumen – das wollte das größte Militärbündnis der Welt dann doch nicht. Während man den Tod von wahrscheinlich neun Unschuldigen, darunter auch Kinder, am Sonntag noch bedauerte, wies man die neuen Vorwürfe gestern massiv zurück. Wieder soll bei nächtlichen Angriffen ein Wohnhaus in Tripolis getroffen worden sein. Es wäre ein weiterer schwerer politischer Schlag für den Nordatlantik-Pakt, dessen Einsatz von den Vereinten Nationen doch ausdrücklich zum Schutz von Zivilisten beschlossen worden ist.

Aber auch die Aufständischen sind vor solchem »Schutz« nicht sicher. So nahmen am Wochenende NATO-Kampfjets mehrere Militärfahrzeuge der Gaddafi-Gegner in der Nähe der Stadt Brega ins Visier, weil man sie als Gefahr für die Bevölkerung einstufte. Nicht zum ersten Mal wurden versehentlich Rebellen beschossen.

Man kennt das Muster aus früheren Kriegen des westlichen Bündnisses. Die Militärs haben dafür extra einen verharmlosenden Euphemismus erfunden: Kollateralschäden. Und man weiß, dass die erschreckend zunehmen, je länger die Angriffe andauern. Über 1500 haben die NATO-Staaten bisher seit März in Libyen geflogen, und eine Befriedung ist nicht abzusehen. Im Gegenteil. Selbst die Aufständischen murren immer lauter, diese Luftschläge hätten ihnen keinen entscheidenden Vorteil bei den Kämpfen gegen das Gaddafi-Regime gebracht. Auch Libyen zeigt auf fatale Weise, dass durch Krieg kein wirksamer Frieden für eine Gesellschaft zu erreichen ist.

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