Mit Menezes zum »jogo bonito«

Brasiliens Trainer soll die Nationalfußballer zurück zu alten Erfolgen führen – am besten schon morgen beim Test gegen das deutsche Team

  • Andreas Knobloch
  • Lesedauer: 3 Min.

Brasiliens Nationaltrainer heißt immer noch Mano Menezes. Nicht wenige hatten nach dem Ausscheiden Brasiliens im Viertelfinale der Südamerikameisterschaft im vergangenen Monat in Argentinien damit gerechnet, dass beim morgigen Länderspiel gegen Deutschland in Stuttgart ein neuer Trainer an der Seitenlinie stehen würde. Im Gegensatz zur illustren Riege seiner Vorgänger, wie Carlos Alberto Parreira, Luiz Felipe Scolari oder Mario Zagallo, hat der Name Luis Antônio Venker de Menezes, kurz Mano Menezes, bisher wenig Gewicht. Aber die Verbandsspitze hielt – vielleicht auch mangels Alternativen – an ihm fest.

Und so schlecht hatte Brasilien zuletzt spielerisch auch gar nicht ausgesehen. Dass Menezes mit einer komplett umgebauten Offensive um die Jungstars Neymar (19), Ganso (21) und Pato (21) antrat, die allesamt nicht zum Aufgebot bei der WM in Südafrika gehört hatten, mag ihn vor allzu harscher Kritik bewahrt haben. Das Ziel ist ohnehin die WM 2014 im eigenen Land. Dann soll Menezes eine Mannschaft geformt haben, die den sechsten Titel erringen kann – am besten mit ansehnlichem Fußball, dem »jogo bonito«. Der defensive Ergebnisfußball, den sein Vorgänger Carlos Dunga hat spielen lassen, wirkt noch nach.

Menezes könnte durchaus der richtige Mann für die Aufgabe sein. Zumindest strahlt er eine unerschütterliche Ruhe aus. Er ist keiner, der großes Theater aufführt. Auch nach dem bitteren Ausscheiden bei der Copa America mit vier verschossenen Elfmetern analysierte er sachlich den Auftritt.

Dieser Sanftmut ist kein Zufall. Menezes ist geboren und aufgewachsen in Passo do Sobrado, einem kleinen Ort im Bundesstaat Río Grande do Sul, im Süden Brasiliens, einem Tabakanbaugebiet unweit von Porto Alegre. Hier hat er gelernt, sich mit kleinen Schritten von unten herauszuarbeiten und Geduld zu haben. Die Leidenschaft für den Fußball war schnell geweckt; sein Vater führte die Geschäfte im »Esporte Clube Rosario«. Dort begann Menezes’ Laufbahn als Spieler. Die, die ihn spielen sahen, sagen, dass er nicht wegen seiner fußballerischen Fähigkeiten herausstach, aber schon immer Führungsqualitäten hatte.

Nach seinem Sportstudium wurde er Fußballtrainer, zunächst in den Jugendmannschaften von Guaraní de Venâncio Aires, Caixas und Internacional de Porto Alegre. 1997 übernahm er das Traineramt in Guaraní, wo er fünf Jahre blieb. Eine für seine Entwicklung bedeutende Zeit, wie er immer wieder betonte. Später, 2004, führte er »15 de Noviembre« aus Campo Bom sensationell ins Halbfinale des Brasilianischen Pokals. Erstmals wurde deutlich, was Menezes bis heute auszeichnet: Das Beste aus dem zu machen, was ihm an Spielern zur Verfügung steht und Nachteile durch methodische Arbeit auszugleichen.

2005 brachte er Gremio aus der zweiten Liga wieder nach oben und verhalf dem Traditionsverein zu neuem Glanz. 2006 folgte der Gewinn der Staatsmeisterschaft und ein Spitzenplatz in der ersten Liga; 2007 sogar die Finalteilnahme bei der Copa Libertadores. Danach begann Menezes mit der Rettung eines anderen abgestürzten Traditionsvereins: Mit den Corinthians holte er 2009 die Staatsmeisterschaft von Saõ Paulo und den brasilianischen Pokal.

Als Mano Menezes nach der verpatzten WM 2010 der Ruf der Nationalmannschaft ereilte, war Corinthians gerade Tabellenführer der Ersten Liga. Wenn er Gremio und Corinthians zu alter Stärkte zurückführen konnte, sollte dies auch mit der Nationalmannschaft gelingen – eine wenn auch ungleich größere Aufgabe. Das Länderspiel gegen Deutschland wird ein Fingerzeig sein, ob er auf dem richtigen Weg ist.

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