Ultimatum an Gaddafis letzte Bastionen

Übergangsrat: Städte sollen sich bis Sonnabend ergeben / Familienmitglieder des Ex-Staatschefs in Algerien

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Aufständischen in Libyen haben den verbliebenen Anhängern des langjährigen Staatschefs Muammar al-Gaddafi ein Ultimatum gestellt.

Tripolis (Agenturen/ND). Städte unter Kontrolle von Gaddafi-Anhängern hätten bis Sonnabend Zeit, sich zu ergeben, sagte der Präsident des Nationalen Übergangsrates der Rebellen, Mustafa Abdel Dschalil, am Dienstag. Von Algerien forderte der Rat die Auslieferung geflüchteter Mitglieder der Gaddafi-Familie.

»Ab Sonnabend können wir die Angelegenheit militärisch regeln, wenn kein friedlicher Ausgang in Sicht ist«, erklärte Dschalil. Ihm zufolge laufen derzeit unter anderem Gespräche zu einer friedlichen Übergabe mit den Verantwortlichen in der Küstenstadt Sirte, wo Gaddafi geboren wurde.

Am Dienstag war die Lage an der östlichen Front vor der 360 Kilometer südöstlich von Tripolis gelegenen Stadt ruhig, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die NATO hatte in der Nacht zu Dienstag ihre Luftangriffe auf Ziele in der Gegend rund um Sirte fortgesetzt. Die Stadt gilt als möglicher Zufluchtsort Gaddafis.

Dagegen berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA unter Berufung auf »glaubwürdige libysche Diplomaten«, Gaddafi halte sich mit seinen Söhnen Saadi und Seif al-Islam hundert Kilometer südöstlich von Tripolis in Bani Walid auf. Ein weiterer Sohn Gaddafis, Chamis, soll nach Rebellenangaben bei Kämpfen südlich von Tripolis getötet worden sein. Der Tod dieses Führers einer Elitetruppe war indes bereits mehrfach vermeldet worden, hatte sich aber nicht bestätigt.

Die Rebellen kritisierten Algerien wegen der Aufnahme von Gaddafis Ehefrau Safia, seiner Tochter Aischa sowie seiner Söhne Hannibal und Mohammed. Rebellensprecher Mahmud Schammam sagte, Gaddafis Familie zu »retten« sei ein Akt, den die Rebellen nicht nachvollziehen könnten. Gaddafis Familie und Gaddafi selbst sollten in Libyen in einem fairen Prozess vor Gericht gestellt werden. »Wir wollen, dass diese Personen zurückkommen«, so Schammam.

Ein Sprecher des algerischen Außenministeriums wies die Kritik der Rebellen zurück. Die Familienmitglieder seien aus »strikt humanitären Gründen« aufgenommen worden. Die Forderung nach einer Auslieferung an die Aufständischen wollte der Sprecher nicht kommentieren. Gaddafis Tochter Aischa brachte am Dienstagmorgen, einen Tag nach ihrer Flucht, algerischen Regierungskreisen zufolge eine Tochter zur Welt.

Die NATO will ihre Operationen in Libyen vorerst fortsetzen. »Der NATO-Einsatz ist wichtig, erfolgreich und noch immer notwendig zum Schutz der Zivilbevölkerung«, sagte die Sprecherin der Militärallianz, Oana Lungescu, am Dienstag in Brüssel. Solange noch weiter eine Bedrohung bestehe, gebe es »einen Job zu erledigen«.

Polens Regierungschef Donald Tusk warb angesichts der Erfolge der Rebellen dafür, den Krieg in Libyen auf der internationalen Geberkonferenz am Donnerstag in Paris offiziell für beendet zu erklären. Damit könne der Wille der EU zur Hilfe bekräftigt werden, sagte Tusk in Brüssel.

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