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Telekom in der Warteschleife

Bedenken der US-Kartellwächter bringen Telekom-Chef Obermann in Bedrängnis / Kritik an Auslandsstrategie

  • Peter Lessmann und
  • Lesedauer: 3 Min.
Daniel Schnettler, dpa

In den USA droht ein milliardenschwerer Verkauf der Telekom zu scheitern und in Griechenland steckt die Tochter OTE in der Bredouille. Das Auslandsgeschäft des rosa Riesen läuft nicht rund. Was macht Konzernchef Obermann falsch?

Eigentlich hatte Telekom-Chef René Obermann das Kapitel schon längst abgeschlossen. Doch nach dem negativen Votum der Kartellwächter im US-Justizministerium zum geplanten Verkauf der Mobilfunktochter T-Mobile USA an den Branchenriesen AT&T muss der Manager möglicherweise seine US-Strategie überdenken.

Die große Frage ist, ob die Argumente des Justizministeriums ausreichen, um AT&T den Kauf zu verbieten. Die Wettbewerbshüter im Ministerium fürchten, dass bei einer Fusion des zweit- mit dem viertgrößten Mobilfunkanbieter des Landes die Preise steigen und der Service sinkt. »Egal aus welchem Blickwinkel, das ist wettbewerbsfeindlich«, sagte die leitende Kartellwächterin Sharis Pozen.

Obermann hat nun Zeit, über mögliche Alternativen nachzudenken. Möglichkeit eins wäre, alleine weiterzumachen. Doch das hat sich in der Vergangenheit als wenig erfolgreich herausgestellt. Möglichkeit zwei wäre die Kooperation mit dem drittgrößten Mobilfunkanbieter Sprint Nextel, um einen starken Gegenpol zu AT&T und Verizon zu schmieden. Auch ein Zusammengehen mit dem unabhängigen Netzanbieter Clearwire wäre denkbar oder mit Kabelnetz-Betreibern, die ins Mobilfunkgeschäft drängen. Diese Möglichkeiten dürfte die Telekom aber auch schon zu Jahresbeginn ausgelotet haben, und hat sich letztlich für die finanzstarke AT&T entschieden. Einen Preis von 39 Milliarden Dollar dürfte die Telekom nirgendwo sonst für T-Mobile USA bekommen.

Der Verkauf sollte ein Befreiungsschlag sein – doch er wurde ein Rückschlag. Die Baustelle USA könnte sich erneut öffnen. Doch bei einem Scheitern steht die Telekom nicht mit leeren Händen da. Denn AT&T muss für den Fall eine Entschädigung von drei Milliarden US-Dollar nach Bonn überweisen. Hinzu kommen Mobilfunkfrequenzen und günstige Roaminggebühren in einem Volumen von ebenfalls drei Milliarden Dollar.

Trotzdem ist Obermann in die Schusslinie geraten. Es könnte sogar sein, dass der Manager jetzt von einigen infrage gestellt werde, hieß es in Medienberichten. Immer wieder mal wird dem Telekom-Chef vorgehalten, die Auslandsaktivitäten nicht in den Griff zu bekommen.

Doch Obermann hat während seiner inzwischen fast fünfjährigen Amtszeit die Telekom stärker umgebaut als alle seine Vorgänger. Vor allem das schwächelnde Inlandsgeschäft bei einem knallhartem Wettbewerb brachte er wieder in Schwung. Außerdem fand die Telekom für ihre kriselnde britische Mobilfunktochter eine Lösung: Die Nummer vier des Landes wurde gemeinsam mit Orange in das Joint Venture »Everything Everywhere« eingebracht, das der landesweit größte Anbieter ist.

Bleibt das von Schuldenkrise geplagte Griechenland, wo sich die Telekom vor wenigen Jahren bei OTE engagierte. Vor allem auf dessen osteuropäische Mobilfunkbeteiligungen hatten die Bonner ein Auge geworfen. Die Akquisition habe aus geografischer Sicht Sinn gemacht, sagt Telekom-Experte Kitz. Doch jetzt muss Obermann gegensteuern, bei OTE ist Sparen angesagt.

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