Dschungel statt Ölförderung

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht nur die FDP als Partei ist im Abseits, auch Entwicklungsminister Dirk Niebel steht weitgehend allein mit seiner grundlegenden Ablehnung der Yasuní-ITT-Initiative. Die Zielsetzung des Projekts: Durch Verzicht auf die Förderung von 846 Millionen Barrel Öl, einem Fünftel von Ecuadors Ölreserven, sollen die Artenvielfalt und der Lebensraum zweier indigener Völker im Ishpingo-Tambococha-Tiputi-ni-Korridor (ITT) im Yasuní-Nationalpark erhalten bleiben. Weil damit der Ausstoß von 410 Millionen Tonnen CO2 vermieden würde, sollen Ecuador über einen internationalen Fonds die entgehenden Ölprofite kompensiert werden.

In Deutschland sind bis auf die FDP alle Bundestagsparteien dafür, auch Umweltminister Norbert Röttgen und die Bundeskanzlerin Angela Merkel sprachen sich einst für das Vorhaben aus, auch wenn Merkel inzwischen Stillschweigen bewahrt statt von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch zu machen. Dazu hat sie UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon höchstselbst per Brief aufgefordert: »Wir zählen auf Ihre Zusagen für diese Initiative«, schrieb er gemeinsam mit Ecuadors Präsident Rafael Correa in einem Brief vom 16. August dieses Jahres.

Yasuní ist ein globales Thema und war Gegenstand der laufenden UNO-Vollversammlung in New York. Es gab viel Zuspruch nebst konkreter Finanzzusagen – außer von Deutschland, das einst zu den wichtigsten Unterstützern gehörte. Das ist mehr als peinlich angesichts des Modellcharakters von Yasuní mit seiner in eine Post-Öl-Ära weisenden Logik, um die die Menschheit über kurz oder lang nicht herumkommt, wenn sie fortbestehen will. Oder wie es Ecuadors einstiger Ölminister Alberto Acosta ausdrückt: »Schaffen wir zwei, drei, viele Yasunís auf der Welt.« Das mit einem sozialen Ausgleich zu verbinden, ist die große globale Herausforderung des 21. Jahrhunderts – Yasuní könnte einen Anfang machen!

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