Kapital willkommen

Netzwerk legt Liste zu Schattenfinanzzentren vor

  • Lesedauer: 2 Min.

London/Berlin (nd-Damm). Das internationale Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network) hat gestern in London zum zweiten Mal seine Rangliste der schädlichsten Schattenfinanzzentren der Welt veröffentlicht. Angeführt wird die Liste von der Schweiz, Deutschland kommt auf Platz 9.

Die Bewertung basiert auf dem Schattenfinanzindex (Financial Secrecy Index). Hiermit werden 73 Länder und Gebiete nach dem Grad ihrer Intransparenz im Finanzsektor bewertet. Diese wird anschließend mit dem Anteil der Länder am Weltmarkt für grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen gewichtet und so eine Gesamtwertung ermittelt.

»Der Index ist eine wichtige und notwendige Alternative zu der laschen Praxis der Bundesregierung bei der Bewertung von Steueroasen und Schattenfinanzzentren«, sagt Markus Henn, Referent für Finanzmärkte bei WEED. »Er verdeutlicht, dass Schattenfinanzzentren nicht nur in der Karibik, sondern auch mitten in Europa liegen«. Auch viele Industrieländer seien deshalb mitverantwortlich für Kapitalflucht und Steuervermeidung.

Die Bundesrepublik sei ein wichtiger Spieler im globalen Netz aus Geheimhaltung und Intransparenz. »Dass Deutschland unter den Top 10 platziert ist, liegt an seiner Bedeutung als wichtiger Finanzplatz für Steuerausländer und den zum Teil schwachen Offenlegungspflichten«, sagte Markus Meinzer, Mitautor des Index. Hinzu kämen weitreichende Steuervergünstigungen für im Ausland Ansässige. »Kombiniert mit den vorhandenen Möglichkeiten der Geheimhaltung hat das zum Fluss großer Summen nach Deutschland geführt«, so Meinzer.

Georg Stoll, Experte für Entwicklungspolitik bei Misereor ergänzt: »Die derzeit eingefrorenen Milliarden arabischer Despoten stellen hier gewiss nur die Spitze des Eisbergs dar. Entwicklungsländer verlieren Jahr für Jahr Gelder in dreistelliger Milliardenhöhe durch Kapitalflucht und Steuervermeidung.«

Nichtregierungsorganisationen forderten die Bundesregierung auf, sich beim kommenden G20-Gipfel in Cannes für wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuerflucht einzusetzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal