Keine Zeit zum Nachdenken

Handballer der Berliner Füchse im Wechselspiel zwischen Bundesliga und Champions League

Jeden dritten Tag ein Spiel. Der neue Rhythmus gefällt Sven-Sören Christophersen. »Man hat keine Zeit mehr, über Fehler nachzudenken«, gestand der Rückraumspieler der Füchse Berlin etwas schelmisch am Mittwochabend nach dem 33:26-Heimsieg in der Bundesliga gegen Lübbecke. Erst am Montag waren die Hauptstadt-Handballer aus Moskau von ihrem ersten Spiel in der Champions League zurückgekehrt, am Dienstag folgte schon die Vorbereitung auf den nächsten Gegner mit einer Trainingseinheit und Videoanalyse. So geht es weiter, sechs Spiele in 17 Tagen. Den Anfang macht am Sonntag die erste Heimpartie der Füchse in der Champions League gegen den polnischen Spitzenklub Vive Targi Kielce.

Klagen über den engen Terminplan durch die zusätzlichen Auftritte in der Königsklasse sind in Berlin nicht zu hören. »Wer die Champions League als Belastung sieht, ist im falschen Verein«, stellt Füchse-Manager Bob Hanning klar. Denn mit der Vision, international zu spielen, ist der 43-Jährige vor gut sechs Jahren zum damaligen Zweitligisten nach Berlin gekommen. So war der Anpfiff in Moskau für Hanning auch »ein ganz besonderer Moment«, und der Jubel nach dem 31:31 beim russischen Serienmeister Medwedi Tschechow »riesengroß«.

In der Bundesliga hat sich der Vorjahresdritte in der Spitzengruppe etabliert. Platz zwei hinter dem THW Kiel und Siege beim SC Magdeburg und gegen den HSV Hamburg sind Beweis genug. Als Neuling in der Champions League steht das Ziel Achtelfinale. Dem »Bonuspunkt« in Moskau, wie Hanning das unerwartete Remis wertet, soll am Sonntag der erste Sieg auf der europäischen Bühne folgen. »Auf Augenhöhe« sieht der Manager die Füchse mit Kielce. Und den größeren Druck habe nach Niederlage beim ungarischen Vertreter Veszprem der Gegner.

Champions League und Bundesliga: Trotz aller Freude stecken die Füchse auch in einer Zwickmühle. »Die Liga hat absolute Priorität«, so Hanning. Um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, ständig international zu spielen, muss der nationale Erfolg zwingend dauerhaft sein. Deshalb sorgt er sich fast mehr um vermeintlich leichtere Spiele wie gegen Eintracht Hildesheim am kommenden Mittwoch.

Das Wort Doppelbelastung lässt Hanning dennoch nicht gelten. »Die Spieler sollten sich über jede zusätzliche Partie freuen, denn eine Trainingseinheit ist normalerweise doppelt so lang«, scherzte er am Mittwoch. Der höheren physischen Intensität ist man mit einer noch härteren Saisonvorbereitung gerecht geworden. Wie die Mannschaft auf »die extreme psychische Belastung« durch die vielen Spiele reagiert, weiß Hanning nicht. Nationalspieler Sven-Sören Christophersen schon: »Es bleibt keine Zeit, sich einen Kopf zu machen.«

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