Massaker an Kopten
24 Menschen starben bei schweren Zusammenstößen in Kairo
Es ist ein schwarzer Tag für Ägypten: Mindestens 24 Menschen kamen bei der Gewalt zwischen hauptsächlich koptischen Protestierenden und dem Militär am Sonntag ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Organisationen von jungen Kopten hatten zu einer Demonstration gegen die andauernde Herrschaft des Militärs aufgerufen, auch muslimische Protestierende hatten sich ihnen angeschlossen. Die Kopten werfen dem Militär vor, sie nicht zu schützen und gezielt religiöse Spannungen zu schüren. Bereits am Nachmittag war die Demonstration mehrmals von Polizei und Unbekannten attackiert worden, als Bilder von Hussein Tantawi, dem Staatsoberhaupt und Armeechef, verbrannt wurden.
Gegen 18 Uhr griff das Militär Demonstranten zufolge die friedliche Kundgebung vor dem staatlichen TV-Gebäude im zentralen Stadtteil Maspiro an, zusammen mit Gruppen von bezahlten Schlägern. Das Staatsfernsehen berichtete, Kopten hätten mit automatischen Waffen aus der Kundgebung heraus auf Soldaten geschossen. Die Organisatoren der Demonstration dementierten dies. Insbesondere der staatliche Sender Nil-TV hetzte gegen die Kopten und rief die Bürger auf, »ihr Militär« zu unterstützen. Das Militär griff gegen 21 Uhr die unabhängigen Fernsehsender Al-Hurra und TV25 an, um die Live-Übertragung zu unterbinden, in der Nacht kappte es der großen Tageszeitung »Al-Shorouq« Internet und Strom, vermutlich um sie am Druck von Bildern der Nacht zu hindern.
Über Stunden tobten Straßenschlachten in Maspiro, die sich später auf den Tahrir-Platz und die Innenstadt ausweiteten. Autos brannten, das Militär schoss scharf, Videos im Internet zeigen, wie Militärfahrzeuge in die Menge rasen und Protestierende überfahren. Der bekannte Blogger und Aktivist Hossam Hamalawy spricht von einem »Massaker« an den Protestierenden. Schlägertrupps, unterstützt möglicherweise von aufgebrachten Anwohnern, griffen das koptische Krankenhaus an, in das Verletzte gebracht worden waren, konnten jedoch nicht eindringen. Das Gesundheitsministerium sprach von 24 Toten, fünf davon von Seiten des Militärs. Mindestens 200 Menschen wurden verletzt.
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