Weg von den Krisenriesen!

Bundespolitik debattiert über Vorschlag, die Großbanken aufzuspalten

Wenige Tage vor dem nächsten EU-Krisengipfel diskutiert die Bundespolitik weiter über eine Reform des Bankensektors.

Beim EU-Gipfel am kommenden Sonntag in Brüssel soll über ein erneutes Maßnahmenpaket zur Bewältigung der Schuldenkrise beraten werden. Erstmals ist von einer Beteiligung des Bankensektors in Form eines Schuldenschnitts von 50 Prozent für das schwer angeschlagene Griechenland die Rede. Im Gefolge könnten einzelne Banken selbst in die Bredouille geraten. Daher soll ihnen vorgeschrieben werden, mehr Geld für Notfälle bereit zu halten. Es könnte auch Zwangsfinanzspritzen durch die nationalen Regierungen geben.

Um künftig Bankenkrisen zu vermeiden, ist aber auch eine Trennung des Investmentbankings vom klassischen Filial- und Kreditgeschäft im Gespräch. Etwa der Industrieländerclub OECD macht sich inzwischen dafür stark. Und seit sich auch SPD-Chef Sigmar Gabriel dafür aussprach, diskutiert die Bundespolitik darüber. Das Bundesfinanzministerium sprach am Montag von einem »interessanten Ansatz«, über den »auf internationaler Ebene intensiv diskutiert werden« sollte. Finanzpolitiker von SPD und Grünen forderten Minister Wolfgang Schäuble (CDU) auf, eine derartige Reform nicht länger zu blockieren und Vorschläge vorzulegen. Während CSU-Chef Horst Seehofer den Vorschlag begrüßte, ging Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt am Dienstag auf Distanz dazu. Deutschland habe mit den Universalbanken »durchaus gute Erfahrungen gemacht«. Wichtiger sei es, das Eigenkapital zu erhöhen. Der CDU-Finanzpolitiker Klaus-Peter Flosbach bezeichnete die Debatte als nicht zielführend. Um Ansteckungseffekte im Banksystem zu vermeiden, sei es besser, »die Eingehung bestimmter Risiken zu untersagen und, wo Risiken übernommen werden, die Risiken besser abzufedern«, sagte er zu »Handelsblatt Online«.

Während die Privatbanken die Forderung nach Trennung von Investment- und Geschäftsbanken ablehnen, begrüßten der Genossenschafts- und der Sparkassensektor die Diskussion. »Steuerzahler sollten nicht für potenzielle Risiken spekulativer Kapitalmarktgeschäfte gerade stehen«, sagte Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, der »Welt«. Ein Sprecher des Deutschen Sparkassen und Giroverbandes nannte es »sinnvoll, den Eigenhandel möglichst weit vom Kundengeschäft zu trennen«.

Linksfraktionschef Gregor Gysi machte sich für ein »Trennbankensystem von unten« stark. »Niemand ist gezwungen, den Großbanken mit seinem Geld auf deren Konten eine Grundlage für das Finanz-Roulette zu liefern«, sagte er in der »Rheinischen Post«. Man sollte sein Geld von Sparkassen und Genossenschaftsbanken verwalten lassen. Im August hatte das globalisierungskritische Netzwerk Attac die Kampagne »Krötenwanderung jetzt!« gestartet. Bislang sind 577 Bankkunden zu einem »ethisch tragfähigen Unternehmen« gewechselt, 664 wollen dies bald tun.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal