Kreative Kriegführung
Kommentar von Roland Etzel
Mit dem Spruch »unsere militärische Arbeit ist jetzt erledigt«, garnierte NATO-Generalsekretär Rasmussen gestern die Verkündung des Krieges in Libyen. Es klang ein bisschen wie das großspurige »Mission erfüllt« George W. Bushs im Mai 2003 nach der Kapitulation der irakischen Truppen. Wie man weiß, ist Irak danach in einem blutigen Chaos versunken, dessen Ende nicht abzusehen ist.
Ähnliches wird für Libyen, so wie sich die Sieger dort aufführen, täglich wahrscheinlicher. Die Art und Weise der Tötung Gaddafis wie seiner »Beerdigung« und die Massaker an Gefangenen lassen die Versöhnungsrhetorik des Übergangsrates als wohlfeiles Geschwätz zur Beruhigung kritischer Stimmen erscheinen. Damit wurde neuer Hass gesät. Den Keim für Bürgerkrieg und Separatismus gelegt zu haben, fürchten nun selbst jene Mitglieder des UN-Sicherheitsrates, die den Schlamassel mit ihrer folgenschweren Entscheidung im März losgetreten haben.
Doch man muss ja nicht alles so schwarz sehen bzw. malen. Auch die neuerlich ins Haus oder in die Wüste stehende »militärische Arbeit« lässt sich bestimmt so fantasievoll attribuieren wie die nun für erledigt erklärte. Immerhin darf man seit März Luftkrieg ungestraft »Durchsetzung von Flugverbotszonen« nennen und den gewaltsamen Sturz einer Regierung ohne rot zu werden »Schutz der Zivilbevölkerung«. Und das Völkerrecht hält noch viele Passagen bereit, die unter dem kreativen Arbeitstitel »Schöner bomben mit der NATO« sprachlich geliftet werden könnten. Auch deutsche Politiker wollen sich da, wie nicht zu überhören war, nicht länger Denkverbote auferlegen lassen.
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