Machos beim Mikado

Tobias Riegel über fortschrittliche Berliner Väter

  • Lesedauer: 1 Min.

Fast jeder dritte Berliner Vater ist bereit, zumindest temporär aus dem Beruf auszusteigen und seine Manneskraft dem Nachwuchs zu widmen. Das ist erfreulich. Andererseits hätte es aber auch schwer verwundert, wären die Berliner Väter nicht in der Spitzengruppe der Bezieher des Elterngeldes vertreten. Wo, wenn nicht in der hippen Hauptstadt sollten (neben den materiellen) vor allem die gesellschaftlichen Voraussetzungen gegeben sein, die dem Macho eine Auszeit vom unermüdlichen Machertum schmackhaft machen können. Die Gefahr, als Softie beleumundet zu werden, ist hier im Gegensatz zu mancher Provinz höchst gering.

Dass sich ausgerechnet die bayerischen Mannsbilder noch zahlreicher entscheiden, Machtposition oder Maurerkelle gegen Windelwechsel und Mikadospiel zu tauschen, schmerzt und verblüfft dann aber doch. Scheinbar ist die Bevölkerung hinter den sieben Bergen um einiges weiter als ihre Politiker. Auf die können die überrundeten Berliner aber noch hoffen. So will Bayern das hoch umstrittene, treffend »Herdprämie« genannte Betreuungsgeld notfalls im Alleingang einführen. Das könnte wieder einiges an seinen angestammten Platz rücken: die bayerische Frau an den Herd und den Berliner Mann an die ihm gebührende Spitzenposition bei den fortschrittlichen Vätern.

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