In Deutschland reichte es nur zum Bademeister

Nationalspieler Konrad Wysocki spielt Basketball in Zgorzelec, pendelt aber täglich über die Neiße - aus Liebe zur Architektur

  • Lesedauer: 3 Min.
Am Dienstag gewann Alba Berlin im Eurocup gegen Zgorzelec 79:68. Einziger deutscher Basketballer in den Startformationen war KONRAD WYSOCKI (29) bei den Polen. Kindheit in Gießen, Architekturstudium in den USA, Olympia 2008 für Deutschland. OLIVER HÄNDLER erzählte er, warum er in die Heimat zurückkehrte und doch in Deutschland wohnt.

nd: Herr Wysocki, Sie haben nach der Niederlage gerade mit Ihrem Trainer gestritten. Worum ging es? Ich verstehe kein Polnisch.
Das ist auch gut so.

Schade. War es denn trotzdem schön, wieder in Deutschland zu spielen?
Natürlich. Die Halle ist super. Wieder BBL-Parkett unter den Füßen zu haben, war angenehm.

Warum wechselten sie ein Jahr nach Olympia in Peking von Frankfurt nach Zgorzelec ins Heimatland ihrer Eltern?
Zgorzelec war die vergangenen Jahre über sehr erfolgreich. In diesem Jahr wurden wir sogar Vizemeister und sind jetzt Tabellenführer. In Deutschland war ich nie so nah an einem Titel. Da hat es nur zum Bademeister gereicht. Ich wollte auf jeden Fall im Europapokal spielen, und das geht hier. Mehr oder weniger erfolgreich. Leider gehen die teils zehnstündigen Busfahrten zu Auswärtsspielen in Polen mächtig auf die Knochen.

Sie sprechen fließend Polnisch, obwohl sie bereits mit vier Jahren nach Deutschland kamen. Wie war das beim Wechsel im Jahr 2009?
Zuhause wurde zwar noch viel Polnisch gesprochen, daher konnte ich jedes Wort verstehen. Mit dem Sprechen haderte es jedoch. In meinem ersten Jahr in Polen haben mich alle ausgelacht, weil ich einen tiefen deutschen Akzent hatte. Mittlerweile funktioniert das aber problemlos.

Ist es schön, dass die Leute Ihren Namen Wysocki mit hörbarem »c« nun richtig aussprechen?
Ich bin mit Wyso-kk-i aufgewachsen. Ich fühle mich also mit beiden Namen angesprochen.

Wie wichtig wäre für Sie persönlich das Erreichen der Zwischenrunde im Eurocup?
Jeder möchte weiterkommen. Wir können alle drei Tage spielen und schlechte Leistungen schnell wieder gutmachen. Man kommt viel rum, spielt gegen hervorragende Basketballer und lernt immer neue Dinge. Dazu ist man nie gereift genug. Natürlich will ich mich auch für die Nationalmannschaft empfehlen. Dort zu spielen, ist immer noch eine Ehre für mich, auch wenn ich zwei Jahre lang den Sprung ins Team knapp verpasst habe. Diese Sommer geben mir extrem viel, so dass ich die Jungs dort nicht missen möchte.

Ist ein Wechsel zurück in die BBL ein Thema nach der Saison?
Man wird nicht jünger. So langsam muss ich schauen, was ich mit meinem Leben anfangen möchte. Daher ist es mir wichtig, an meinem Spielort Kontakte für das Leben danach zu knüpfen.

Könnte Zgorzelec auch ihr letzter Verein sein? Passt die Stadt in diese Planung?
Ich habe Architektur studiert, und dahin soll es auch gehen. Ich habe einige Ideen, aber das Wichtigste ist »Vitamin B«. Diese Beziehungen machen den Übergang ins Berufsleben einfacher. In Polen habe ich sehr viele Ressourcen. Allerdings lebe ich in Görlitz, einer Stadt, die architektonisch geprägt ist wie kaum eine andere. Sie wurde im Krieg nicht zerstört. Die Altbauten dort sind traumhaft. Dort konnte ich sehr viele Inspirationen sammeln.

Warum leben sie noch auf der deutschen Seite der Stadt?
War man einmal dort, merkt man, dass beide Teile architektonisch zwei verschiedene Welten sind. Ich lege großen Wert auf meine Wohnung und habe ein Altbauschmuckstück in Görlitz gefunden. Dort fühle ich mich pudelwohl. Ich komme nach Hause und habe ein Grinsen im Gesicht. Dafür fahre ich gern täglich die drei Kilometer zur Halle. Die Entfernungen sind ja trotzdem schön kurz. Die Polizisten an der Grenze grüßen mich auch freundlich. Man kennt sich mittlerweile. So werde ich nur noch selten zur Kontrolle angehalten.

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