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Schattenmann
Michael Skibbe kommt als neuer Cheftrainer beim Fußballklub Hertha BSC zurück in die Bundesliga
Hertha BSC hatte es eilig. Schließlich ist Weihnachten. Also präsentierte der Berliner Erstligaklub am Donnerstag noch schnell seinen neuen Trainer. Eine Überraschung war die Bescherung nicht mehr: Michael Skibbe saß auf dem Podium, genau so, wie man den 46-Jährigen kennt. Selbstbewusst, die Worte mit Bedacht gewählt und mit dünnem Lächeln, das steten Optimismus und akute Vorfreude zugleich andeutete.
Der Entschluss, in Berlin einen Vertrag bis 2014 zu unterschreiben, fiel ihm leicht. Er sei ein Kind der Bundesliga und der Klub sowie die Stadt reizten ihn sehr. Böse Zungen behaupten, Skibbe wolle einen Trainerstuhl endlich mal ohne Entlassung räumen, mit positiver Bilanz. Den türkischen Erstligisten Eskisehirspor führte er überraschend auf Platz vier. Eine Ausstiegsklausel ermöglichte ihm nach sechs Monaten den Wechsel.
Auf seinen drei bisherigen Trainerstationen in der Bundesliga musste der gebürtige Gelsenkirchener jeweils vorzeitig gehen. 1998 fing er in Dortmund an, nach anderthalb Jahren war Schluss. In Leverkusen schaffte Skibbe es bis 2008 immerhin doppelt so lang. Eintracht Frankfurt entließ ihn im März 2011 nach 22 Monaten. Der erste Ausflug in die Türkei zu Galatasaray Istanbul endete 2009 gar schon nach acht Monaten.
Ein schlechtes Omen? Nicht unbedingt. Skibbe konnte bei jedem Klub zumindest anfangs mit Erfolgen überzeugen. Und das kurzfristige Ziel der Berliner ist der Klassenerhalt. Dank Skibbes Erfahrung ist dies erreichbar - seit 24 Jahren ist er Trainer. Nach drei Kreuzbandrissen und 14 Erstligapartien für Schalke musste er seine Spielerkarriere schon im Alter von 22 Jahren beenden.
Seinen größten Erfolg feierte Skibbe jedoch als Schattenmann: Vizeweltmeister 2002 an der Seite von Teamchef Rudi Völler. Doch wie alle seine Mannschaften ließ auch die DFB-Elf stark nach. Zwei Jahre und eine EM voller Rumpelfußball später war Schluss.
Nun also Berlin: Am 3. Januar bittet er zur ersten Übungseinheit. Glaubt man Patrick Ochs, können sich die Spieler freuen. »Wir trainieren wie Barcelona«, schwärmte er damals in Frankfurt von Skibbe. Dann muss Hertha nur noch so spielen.
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