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Wahnsinniges Spiel

Füchse Berlin nach 28:27 gegen Silkeborg im Achtelfinale der Champions League

Es ist keine Strafe, wenn Dagur Sigurdsson seinen Spielern von den Füchsen Berlin in den nächsten Tagen den Handball wegnehmen wird. Er müsse jetzt einfach das Trainingspensum reduzieren, um die Regenaration zu fördern. Dabei machte der Trainer selbst den Eindruck, eine Erholungspause zu benötigen. Die dramatische Partie gegen den dänischen Vizemeister Bjerringbro-Silkeborg hatte ihn sichtlich mitgenommen, nach dem 28:27-Sieg und dem Achtelfinaleinzug in der Champions League fand er kaum Worte. Die ersten waren: »Ein wahnsinniges Spiel.«

Dabei war es durchaus eine unfreiwillige Dramaturgie, die die Spannung auf den Höhepunkt trieb und bei Spielern, Betreuern und den 8816 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle bis zur letzten Sekunde an den Nerven zerrte. Auch wenn die erfahreneren Spieler gewarnt hätten, sei in der Kabine schon über die Höhe des Sieges geredet worden, verriet Füchse-Kapitän Torsten Laen (Foto: dpa/Carstensen). Die Dänen waren als siegloser Tabellenletzter nach Berlin gekommen.

Doch sie waren auch gekommen, um sich mit einer guten Leistung aus der Champions League zu verabschieden. Am Ende stand ihr »bestes Spiel« in der Königsklasse, wie Mads Nielsen mit einer Mischung aus Stolz und Trauer erzählte. »Wir haben die meiste Zeit des Spiels geführt«, so der 30-Jährige, der mit sieben Toren der treffsicherster seines Teams war.

In der ersten Halbzeit war es ein ausgeglichenes Spiel mit vielen Fehlwürfen auf beiden Seiten. Während es bei den Dänen mehr an der eigenen Offensivschwäche lag, scheiterten die Füchse zu oft am gegnerischen Torwart. Niklas Landin glänzte mit sieben Paraden. Dennoch führten die Berliner nach den ersten 30 Minuten mit 14:13.

Nach der Pause wurde Landin noch stärker. Gleich neunmal entschärfte er aussichtsreiche Füchse-Chancen. Und auf der Gegenseite gelangen den Dänen immer wieder einfache Tore aus dem Rückraum. »Unsere Abwehr hat heute schlecht gearbeitet«, verzweifelte Torhüter Silvio Heinevetter ein ums andere Mal an seinen Vorderleuten. So stand es nach 40 Minuten plötzlich 17:20. Vier Minuten später führten die Dänen gar mit vier Toren Vorsprung.

In der Halle wurde es unruhig, auf der Bank der Berliner hektisch. Sigurdsson brachte Petr Stochl für Heinevetter ins Tor, machte dies wenig später wieder rückgängig. Eine andere Umstellung zeigte aber Wirkung. Der Trainer ließ jetzt offensiver, mit einer 5-1-Deckung, verteidigen. So engten sie die Kreise von Rasmus Lauge im zentralen Rückraum deutlich ein, das Spiel der Gäste verlor an Zug und Torgefahr.

So einfach wollten sich die Berliner die große Chance nicht nehmen lassen und agierten auch in der Offensive zielstrebiger. Bartlomiej Jaszka brachte die Füchse mit vier Toren wieder heran. Nach 51 Minuten stand es 25:25. Noch einmal zogen die Dänen auf zwei Tore davon. In Überzahl schafften die Füchse erneut den Ausgleich.

Mark Bult traf drei Minuten vor Schluss zum 28:27. Die Nerven lagen dennoch blank: Fehlwürfe beiderseits, die Schiedsrichter annullieren ein Tor der Dänen, technischer Fehler von Jaszka Sekunden vor dem Ende, Rot für Sven-Sören Christophersen, die Uhr ist abgelaufen, letzte Aktion: direkter Freiwurf der Dänen, Heinevetter hält. Ein wahrhaft wahnsinniges Spiel.

Champions League, Gruppe B

Berlin - Bjerringbro-Silkeborg 28:27
Kielce - Medwedi Tschechow 26:26
Veszprem - Atlético Madrid 28:27

1. Atlético Madrid 10 16
2. MKB Veszprem 10 12
3. KS Vive Kielce 10 11
4. Füchse Berlin 10 11
5. Medwedi Tschechow 10 10
6. Bjerringbro-Silkeborg 10 0

Als Vierter haben sich die Füchse Berlin für das Achtelfinale qualifiziert und treffen dort auf einen der drei Erstplatzierten aus den anderen drei Gruppen. Die möglichen Gegner sind der THW Kiel, HSV Hamburg und der FC Barcelona. Die Auslosung erfolgt am Dienstag.

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