Kein gutes Ende

Arzt verbietet Birgit Fischer Start bei Olympia-Quali

  • Lesedauer: 2 Min.

Birgit Fischer blickte wehmütig auf die vorbeifahrenden Boote auf der Duisburger Regattastrecke und gab nach dem geplatzten Comeback mit trauriger Miene Einblick in ihr Seelenleben. »Das ist kein gutes Ende für mich und keine einfache Situation. Das macht die Sache so schwer, wenn man will, aber nicht kann«, sagte Deutschlands Rekord-Olympiasiegerin. Herzrhythmusstörungen haben die Rückkehr der 50 Jahre alten Kanu-Ikone auf die große Sportbühne im letzten Moment verhindert. Der Traum von der siebten Olympiateilnahme scheint für Fischer endgültig ausgeträumt.

Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, lauschte Fischers Worten mit fast staatsmännischem Blick und freute sich über den für die Sportart großen Medienauflauf am Rande der ersten Olympiaqualifikation mit vier Kamerateams und rund zwei Dutzend Journalisten. »Unser Sport hat auf jeden Fall gewonnen«, stellte Konietzko fest und schob ein Dank an die achtmalige Olympiasiegerin Fischer hinterher: »Wir haben eine Aufmerksamkeit im Olympia-Vorfeld erreicht, die wir ohne Birgit als unsere Ikone nie erreicht hätten.«

Birgit Fischer wollte nach sechseinhalb Jahren Wettkampfpause das vierte Comeback ihrer Karriere starten. Im Winter bereitete sich die zweifache Mutter in Australien auf eigene Kosten intensiv auf ihre Rückkehr vor, in den letzten Wochen arbeitete sie in ihrer Heimat Brandenburg am Feinschliff. Dem notwendigen Medizincheck unterzog sie sich allerdings erst Anfang dieser Woche - das Ergebnis war deprimierend. »Da sind Dinge zutage getreten, die ich nicht gewusst und schon gar nicht gehofft hatte«, sagte Fischer.

Mannschaftsarzt Wolfgang Dillmann erklärte, dass die Herzrhythmusstörungen einen Start nicht zuließen und man einen Leistungssportler damit nicht aufs Wasser lassen könne. Fischer muss sich nun erst einmal weiteren Untersuchungen unterziehen. Ein Start bei der zweiten nationalen Olympiaqualifikation bei den deutschen Meisterschaften (27. bis 29. April) in Duisburg scheint ausgeschlossen. Falls Fischer dort doch ins Boot steigen sollte, müsste sie laut Cheftrainer Reiner Kießler »eine herausragende Leistung bringen«, um noch in den erweiterten Olympiakader aufgenommen zu werden.

Fischer denkt aber eher an ihre Zukunft als an die nächste Qualifikation. Durch den Befund wolle sie sich nicht aus der Bahn werfen lassen. »Man wird mich nicht vom Wasser kriegen. Auch wenn es nur bei Wanderfahrten ist«, sagte Fischer, die den erneuten Comebackversuch nach ihrer einzigartigen Karriere mit 27 WM-Titeln trotz des enttäuschenden Ausgangs nicht bereut: »Das Training war auf keinen Fall umsonst. Ich habe festgestellt, dass ich ziemlich schnell wieder ziemlich fit werden kann.«

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