Nur die Besten

Kommentar von Wolfgang Hübner

  • Lesedauer: 2 Min.

Gesine Lötzsch ist als Parteivorsitzende zurückgetreten, und ohne Amt sagt man manche Dinge unbefangener als in den Zwängen des Apparats. Die LINKE sollte, meint Lötzsch und gibt es der Partei quasi als Vermächtnis mit auf den Weg, bei der Bestimmung ihrer Vorsitzenden künftig auf die bislang obligatorische Ost-West-Quote verzichten. Die Mindestquotierung für Frauen sollte bleiben, aber ansonsten gehe es darum, »wer es am besten kann«. Die Ost-West-Frage habe sich nach gute 20 Jahren deutscher Einheit überlebt.

Das hört sich plausibel an, zumal für eine Partei, die bei der Suche nach Führungspersonal in gewissen Nöten steckt. Wie verzwickt es bei der Erfüllung einer Himmelsrichtungsquote (Bodo Ramelow) inzwischen zugeht, zeigt das Beispiel Sahra Wagenknecht: Sie wird (ostdeutsche Herkunft, Wahlkreis in Düsseldorf) je nach Belieben mal als Ost-, mal als Westquotenfrau gezählt. Das könnte man als pragmatisch bezeichnen, aber auch als Trick, ein ungeschriebenes Gesetz zu umgehen.

Man wüsste gern, ob Lötzschs Erkenntnis ein Fazit ihrer Zeit als Vorsitzende ist, ob sie Beispiele dafür sieht, dass die (im Statut nicht enthaltene) Ost-West-Quote jemanden verhindert hat, »der es am besten kann«, oder ob es nur ein Kommentar zur aktuellen Bredouille ist. Bodo Ramelow geht übrigens noch einen Schritt weiter: Er will ausdrücklich auch den Verzicht auf »eine nach Strömungslogik aufgestellte Führungsarchitektur« - also auf eine Konstruktion wie die von Gregor Gysi vor gut zwei Jahren herbeigeführte.

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