Zur Person

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»Ich habe in diesem Fall meine Seele verschenkt«, sagt der norwegische Anwalt Geir Lippestad über den wohl schwierigsten Prozess in seinem Leben. »Ich hoffe, dass ich sie heil wiederbekomme, aber ich bin nicht sicher«, ergänzt der 47-Jährige, der Anders Behring Breivik verteidigt.

Schon kurz nach den Anschlägen erhielt Lippestad einen Anruf von der Polizei: Behring Breivik wünsche sich ihn als Verteidiger. Nach »zehn bis zwölf Stunden« stand sein Entschluss fest. Es sei Zeit gewesen, »an die Demokratie zu denken«, in der das Rechtswesen ein »sehr wichtiger Bestandteil« sei, sagte der makellos gekleidete Jurist mit dem glatt rasierten Schädel damals. Paradox ist, dass Breiviks Anschläge sich gegen die regierende Arbeiterpartei richteten - und Lippestad dort Mitglied ist. Vielleicht beauftragte Breivik den Anwalt, weil er Ole Nicolai Kvisler verteidigte, der 2002 wegen seiner Verwicklung in die Ermordung eines norwegisch-ghanaischen Jugendlichen verurteilt wurde. Die Tat gilt als »erstes rassistisches Verbrechen« in Norwegen. Bei Breiviks Verteidigung hat Lippestad drei Kollegen seiner Kanzlei an der Seite. Als wären sie einer US-Anwaltsserie entsprungen, ließen sie sich vor Prozessbeginn für Fotos in Szene setzen. Mit entschlossenem Blick.

Medienberichten zufolge erhielt Lippestad nach der Annahme des Falles Drohungen. Er will das nicht bestätigen. Er hebt hervor, dass ihm von allen Seiten Anerkennung zuteilwird - auch von Überlebenden von Utøya. Sie würdigten ihn dafür, wie er mit Distanz zu seinem Mandanten dessen Rechte wahre, sagt Lippestad. Spurlos wird der Prozess wohl nicht an ihm vorbeigehen. »Nach einem solchen Job ist man nicht mehr derselbe.« AFP/nd

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