Mal besser, mal schlechter

Medizinischer Dienst veröffentlichte dritten Qualitätsbericht zur Pflege

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.
Verbesserungen bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sowie im Umgang mit Demenzkranken, deutliche Mängel hingegen bei der Versorgung von Druckgeschwüren und der Schmerzbehandlung. So lautet knapp das Fazit des dritten Qualitätsberichtes zur Pflege, den der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) gestern in Berlin vorstellte.

Der Bericht fasst Prüfungen der Medizinischen Dienste der Krankenversicherungen (MDK) von Mitte 2009 bis Ende 2010 zusammen. Dafür wurden Daten aus über 8000 Heimen von etwa 62 000 Bewohnern ebenso bewertet wie die von knapp 8000 ambulanten Pflegediensten und 45 000 der von ihnen betreuten Pflegebedürftigen. Zum ersten Mal ist der Bericht repräsentativ und bietet epidemiologische Daten über die Häufigkeit von bestimmten Problemen.

So sind 60 Prozent der Heimbewohner und 28 Prozent der ambulant Versorgten »in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt« - das heißt, sie sind dement oder haben eine andere gerontopsychiatrische Erkrankung. Von dieser Gruppe der in Einrichtungen Lebenden erhielten drei Viertel Angebote zu Bewegung, Kommunikation oder Wahrnehmung, eine Verbesserung um etwa 10 Prozent gegenüber dem letzten Bericht von 2007. Kritisch mussten die Prüfer jedoch feststellen, dass erst bei knapp 60 Prozent dieser Menschen das Wohlbefinden - anhand von Mimik, Gestik, Verhalten und Lauten - eingeschätzt und entsprechend reagiert wird. Zwar habe sich für diesen Bereich durch neue finanzielle Mittel einiges verbessert, betonte Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes. Dennoch sei die Neudefinition von Pflegebedürftigkeit und entsprechenden gesetzlichen Regelungen »überfällig«. Aus Sicht seines Verbandes gebe es keine sachlichen Gründe dagegen, die Leistungsverbesserungen für Demenzkranke schon in diesem Jahr und nicht erst 2013 einzuführen.

Heimbewohner brauchen heute deutlich mehr Pflegeleistungen als noch vor einigen Jahren: 31 Prozent dieser Frauen und Männer leiden an chronischen Schmerzen, zwei Drittel erhalten eine Inkontinenzversorgung, fast 10 Prozent verloren seit ihrer Aufnahme deutlich an Gewicht und 4,4 Prozent haben Druckgeschwüre. Die Prophylaxe dieser Geschwüre erfordert deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil sie für fast die Hälfte der in Heimen Lebenden ein hohes Risiko darstellen. In dieser Gruppe erhalten bislang aber nur 60 Prozent die erforderlichen Hilfen, wie Lagerungswechsel oder Wechseldruckmatratzen. Letztere waren bei den Prüfungen zwar teilweise im Einsatz, jedoch nicht auf das Körpergewicht der Patienten eingestellt. Unter den ambulant Gepflegten hatten reichlich ein Drittel ein Dekubitusrisiko - aber nur 40 Prozent von ihnen wurden dazu durch ihren Pflegedienst beraten.

Fünf Prozent der Heimbewohner werden mangelhaft ernährt. Hilfe beim Essen und Trinken benötigen mehr als zwei Drittel der Betroffenen - aber nicht alle erhalten sie. Dazu zählen relativ einfache Maßnahmen wie die Anpassung der Nahrungskonsistenz bei Schluckstörungen, die Verabreichung energiereicher Speisen oder Hilfe beim Essen. Besorgniserregend: Acht Prozent der Einrichtungen haben keine Informationen über die Gewichtsentwicklung ihrer Patienten.

Zu Verbesserungen in bestimmten Bereichen habe die öffentliche Diskussion geführt, auch auf der Basis der seit einigen Jahren verpflichtenden Transparenz für Pflegeeinrichtungen. Deshalb, so Peter Pick vom MDS, bleiben externe Prüfungen weiter wichtig. Zudem werde das Instrumentarium der MDK weiterentwickelt.

Insgesamt gibt es in Deutschland rund 11 000 Pflegeheime, in denen 700 000 Menschen leben, und 13 000 ambulante Pflegedienste. Seit 2008 wird jede dieser Einrichtungen regelmäßig von den MDK geprüft. Auf der Basis des umfangreichen Prüfberichtes gibt es einen Transparenzbericht mit Pflegenoten, der veröffentlicht wird.

www.pflegenoten.de

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